Systemisches Konsensieren
Dieses System kommt in abgeänderter und erweiterter Form bald in die Testphase!
Siehe Plenum 2.0
Bitte jetzt schnell noch Vorschläge und Kritik bei der AG Konzepte einbringen! Deine Meinung ist uns wichtig!!
Diese Seite wurde anlässlich des Vortrags von Erich Visotschnig am 12.11.2009 im besetzten Audimax der Universität Wien erstellt. Sie soll einen möglichen Weg aufzeigen, wie sich die Basisdemokratischen Strukturen der Studierendenproteste weiterentwickeln und bestehenden Ineffizienzen, Problemen und Streitereien begegnet werden kann
Systemisches Konsensieren ist eine politische Entscheidungstechnik für basisdemokratische organisierte Gruppen. Der wesentliche Unterschied zu anderen Entscheidungstechniken liegt darin, dass nicht die Zustimmung, sondern Widerstand gegen Vorschläge abgefragt wird.
Vorgehensweise
- Termin
Do., 26. Nov., 20:00; C1 Campus Vorstellung SK-Prinzip systemische Konsensfindung als ganzheitliche Lösung zur basisdemokratischen Entscheidungsfindung bzw. Beschlussfassung
- Das Problem bzw. das Ziel wird in einem Diskussionsprozess geklärt
- Möglichst viele Alternativ-Vorschläge werden gesammelt (ähnlich Brainstorming)
- Die TeilnehmerInnen bewerten die Vorschläge mit einem Punkte-System
Punktesystem
Es gibt mehrere Varianten wie man nun systematisch zur Auswertung kommt.
- Bewertung durch Widerstands-Punkte
- Bewertung durch Zustimmungs-Punkte
- Bewertung durch eine Kombination beider
Bei den meisten Entscheidungen reicht es vollkommen aus, nur die Widerstands-Punkte zu sammeln.
Die Werteskala ist theoretisch beliebig, wird jedoch in der Praxis zwischen 0 und 9 angelegt.
- 0 bedeutet 'Kein Widerstand' (Ich mag diese Variante)
- 10 bedeutet 'Maximaler Widerstand' (Ich lehne diese Variante vollkommen ab)
- (siehe Diskussion)
Wie bekommt man die Punkte aller Beteiligten
Es bieten sich Stimmzettel an, auf dem die Vorschläge aufgelistet sind und der von den TeilnehmerInnen mit den Punkten versehen wird. Als Ergebnis erhält man zunächst eine Tabelle.
Alle Stimmzettel werden eingesammelt und die Widerstandswerte werden für jede Variante aufsummiert. Beschlossen ist jene Variante, die die geringste Ablehnung erhält.
Vor und Nachteile
Nachteile des klassischen Mehrheitsprinzip
- Stehen mehrere Alternativvorschläge zur Auswahl, kann dies zu paradoxen Effekten führen. Unmöglichkeitstheorem
- Minderheitsmeinungen werden, unabhängig davon wie groß die Minderheit und wie stark ihre Ablehnung ist, übergangen.
- Das Mehrheitsprinzip tendiert dazu, zu suboptimalen Lösungen zu gelangen und fördert Konflikte.
Nachteile des Mehrheitsprinzip mit Vetomöglichkeit
- Um zumindest dem zweiten Kritikpunkt wird - wie etwa auch bei den Entscheidungen des Audimax-Plenums - die Möglichkeit zum Veto eingeräumt. Diese kann Entscheidungen verhindern oder zumindest aufschieben.
- Diese Prinzip kann jedoch als undemokratisch kritisiert werden, weil es einer Minderheit oder Einzelnen die Möglichkeit gibt, Entscheidungen zu blockieren. Weiters erschwert und verzögert es Entscheidungsprozesse. Wenn die Möglichkeit ein Veto einzulegen nur einmal besteht, kommen wieder die Kritikpunkte von oben zum tragen.
Vorteile des SK-Prinzips
- Viele Alternativvorschläge sind kein Hindernis für den Entscheidungsprozess, sondern Bedingung für gute Entscheidungen. Meinungsvielfalt wird damit zu einer entscheidenden Bedingung des Prozesses und fördert die Wahl möglichst guter, also lösungsorientierter und konsensfähiger Vorschläge.
- Der Vorschlag, mit dem die meisten Teilnehmenden gut leben können setzt sich im Abstimmungsmodus durch. Es handelt sich zwar um keinen absoluten Konsens, aber um eine möglichst gute Annäherung daran. Die Entscheidung kann nicht blockiert werden.
- Es besteht die Möglichkeit seine Ablehnung in vergleichsweise differenzierter Form auszudrücken, ohne dabei hohe rhetorische Fähigkeiten vorauszusetzen.
- Für ein bestehendes Problem werden im Normalfall eine ganze Reihe von Lösungsvorschlägen erarbeitet, die von der Gruppe bewertet und dadurch in eine Reihenfolge hinsichtlich ihrer Nähe zum Konsens gebracht werden. Sämtliche dieser Lösungen, die einander nicht widersprechen, können verwirklicht werden. Dadurch steigen die Chancen, dass das Problem umfassend gelöst wird.
- Durch das SK-Prinzip wird ein neues Erfolgskriterium wirksam: Wer mit seinen Vorschlägen Erfolg haben will, muss den eventuellen Widerstand der anderen berücksichtigen. Das heißt, er muss versuchen, die Andersdenkenden zu verstehen und ihre Bedürfnisse und Wünsche zu beachten. Ein achtungsvoller Umgang mit dem 'Nein' des Andersdenkenden ist Grundlage für den eigenen Erfolg. Das prägt die Stimmung in der Gruppe und führt zu einer neuen Diskussionskultur.
- Da man seinen Widerstand in der abschließenden Bewertung ohnehin ausdrücken kann, ist es nicht mehr nötig, andere Vorschläge oder Meinungen zu bekämpfen. Das erspart zeitaufwändige und oft zermürbend Diskussionen.
Nachteile des SK-Prinzip
- Wenn das SK-Prinzip den Teilnehmern noch nicht bekannt ist und der Moderator es nicht ausreichend erklären kann, dann kann es Mißverständisse, Verzögerungen und Falsch-Bewertungen geben.
- Das Austeilen, Verfassen, Einsammeln und Auswerten der Stimmzettel ist ab einer gewissen Gruppengröße schwierig und kompliziert. Schlampig ausgefüllte Stimmzettel behindern den Vorgang.
Übertragbarkeit des SK-Prinzip aufs Plenum
Probleme
- Der SK-Prinzip ist für Gruppen mit ca. 3 - 30 Mitgliedern geschaffen. Im Plenum, wo bis zu 200 Personen teilnehmen, ist der Aufwand des klassischen Stimmzettel-Einsammelns wahrscheinlich zu hoch.
- Die Teilnehmer des Plenums sind eher wenig informiert und vorbereitet. Einige sind voll involviert in die Vorgänge, andere kommen das erste mal und interessieren sich nicht einmal richtig. Dadurch kann es durch den systemischen Charakter des SK-Prinzipes zu Verwirrung usw. kommen.
Lösungen
ad 1) Man kann eine Matrix erfinden wo klare Felder für Varianten vorhanden sind und rechts kleine Kreise mit 0,1, 2....8, 9 vorhanden sind wo man nur mehr ankreuzen muß.
- Diese Matrix wird ausgedrucktund beim Plenum vorgelegt. Problem: Hoher Papierverbrauch.
- Jedoch: für eine Konsensierung von 200 StudentInnen würden 200 Blatt Papier gebraucht. 1000 Blatt Papier kosten in der Größenordnung von 3 Euro. Für die Konsensierung der 200 StudentInnen würden demnach Kosten von 0,60 € anfallen.
- Die Zettel müssen nicht eingesammelt werden, sondern jeder kann seinen Zettel in eine Urne werfen
- Ein Programm zum Auswerten der abgegebenen Bewertungen existiert
- Einsetzen eines internetbasierten Umfragetools. Problem: jede/r TeilnehmerIn braucht einen Computerzugang
- Einsetzen eines Handy-basierten Umfragetools. Ein Handy hat heute beinahe jeder.
- Die Matrix kann zeilenweise über Projektor projeziert werden, jede/r TeilnehmerIn kann seine Bewertung abgeben indem
- jede/r einen __Laserpointer__ hat mit dem auf die jeweiligen Kreise gepunktet wird, die Auswertung erfolgt per Zählen der Laserpointerpunkte - relativ kostengünstig, aber es müssen ausreichend Pointer da sein
- an die Teilnehmer werden Laserpointer ausgeteilt (Kosten ca 3€ / Stück lt. idealo.de <http://idealo.de>)
- per Beamer wird eine Option an die Wand geworfen mit großen Kreise für die Widerspruchspunkte
- die PlenumsteilnehmerInnen zeigen gleichzeitig mit ihrem Pointer auf den Punktekreis ihrer Wahl
- zur Dokumentation und Auszählung der Punkte kann ein Foto gemacht werden.
- (Werden mehr Punkte gezählt als Personen anwesend sind ist muss der Wahlversuch wiederholt werden)
- Laserpointer könnten gegen Einsatz verborgt werden, wenn sich Sponsoren finden auch verschenkt.
- jede/r erhällt ein Set an farbigen Stimmblättern die er hochhällt, die Auszählung kann manuell oder (besser) über die Bildanalyse einer Plenumsaufnahme erfolgen - relativ kostengünstig und einfach umzusetzen, die Analysesoftware und Kamera müssen vorhanden sein
- Punkteabgabe per SMS - SMS-Kosten gehen zulasten der Teilnehmer, SMS Infrastruktur ist nötig zur Auswertung
ad 2) Bewusstes Fördern für das Verständis des SK-Prinzips. Plakate, Präsentationen, usw.
Meinungen zum SK-Prinzip
- Ich finde es echt interesannt und man sollte es zumindest mal verstanden haben. Vielleicht kann es wenigstens innerhalb AG's für Abstimmungen sinnvoll sein.
- Eine Frage:
In der Punkteverteilung steckt ja noch ungenutzte Information, es macht z.B. einen Unterschied ob
- "alle einer Meinung sind" und einer Option z.B. 3 Widerstandspunkte geben, oder
- "die meisten" total dafür und wenige total dagegen sind - aber im Schnitt kommen auch 3 Punkte raus
Wenn man also die statistische Varianz (richtiges Vokabel?) auch angeben könnte würde könnte man nichtnur die "Beliebtheit" einer Option, sondern auch tatsächlich den Konsenswert einer Option sehen ...
Die Frage nun: Läßt sich diese statistische Aussage in die Implementierung einbauen? Damit das SK-Prinzip auch tatsächlich die Konsenswertigkeit berücksichtigt?
Liebe Bildungsbewegung,
ich bin mit einigen von Euch schon in Kontakt gekommen und möchte noch einmal den Kontakt suchen, um einen Beitrag abzuliefern, der höchst befruchtend für die basisdemokratische Vereinfachung von Entscheidungsfindung ist.
Ich sehe den Grund in dieser Bewegung den Ausbruch von aufgestauten Frust von Studis, die sehen, dass die Bildungsangebote nicht den Ansprüchen und Erwartungen, noch den Hoffnungen auf ein erfülltes späteres Berufsleben entsprechen. Diese Krise sehe ich als Chance für Weiterentwicklung, die es zu nützen gilt, denn seit 40 Jahren gab es diese Chance nicht in diesem Ausmaß wie jetzt!
Ich versuchte bisher eine Woche lang mit mäßigem Erfolg Kontakte zu finden, und bin deshalb sogar am Freitag zum Plenum in der TU nach Graz gefahren.
Da ich nun hoffentlich richtige Adressen erhalten habe, richte ich meine Mail an Sie mit der Frage, ob und wann ich Ihnen eine ppt. Einführung von Hr. Visotschnig über "systemisches Konsensieren" zeigen (nicht systemisches Komplizieren, wie dies scherzhaft genannt wurde).
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Beweggrund meines Beitrages nicht ein missionarischer ist, sondern ich in der Bildungsbewegung eine Chance der Erneuerung unserer Demokratie sehe, die ich durch die Mehrheitsentscheidungen in Gefahr sehe, sobald die Mehrheit der Menschen ihr Interesse am Mitentscheiden verlieren, wenn die Entscheidungsprozesse manipuliert werden, nur polarisieren, intransparent sind oder frustrieren. Eine Gefahr, die für die Bildungsbewegung auch droht, aber durch das SK- Prinzip weitgehend abgewendet werden kann.
Ich bitte Sie daher sich innerhalb der Interessiertenkreises der Bewegung über einen Termin abzusprechen, wie, wo, und wann ich eine kürze Vorstellung des ppt und eine Erklärung des Systems, am besten an Hand eines von Ihnen mit Lösungsvorschlägen aufbereiteten Problems. Das Problem kann dann sofort modellhaft dann mit systemischer Konsensfindung betrachtet und hoffentlich gelöst werden.
Dazu meine Anforderungen:
Ein rauchfreier Raum.
Ein Beamer.
Eine Gruppe Interessierter
Bitte um Terminkoordinierung. (ich muss leider mitteilen, dass ich Di., 24. 11. nachmittags schon vergeben bin)
Mit besten Grüßen
Sepp
calendersign(a).gmx.at
"Das kleinste Übel ist das Beste" (ein Optimist)