Argumente für das SK-Prinzip
Das Mehrheitssystem ist der Grund dafür, dass Sie Hörsäle besetzen müssen, dass Sie die Strapazen auf sich nehmen müssen, in besetzten Hörsälen zu schlafen, das Sie demonstrieren und all die Risiken auf sich nehmen müssen, die Demonstrationen und Aktionismus mit sich bringen. Denn das Mehrheitssystem reagiert nur, wenn ein Anliegen von großen Massen vertreten wird oder wenn genügend Druck ausgeübt wird.
Das Mehrheitssystem gehört ersetzt!
Die Mehrheitsabstimmung ist ein Änderungs-resistentes Verfahren: Um eine Änderung mithilfe des Mehrheitsprinzips durchzusetzen, muss man eine absolute Mehrheit von der Notwendigkeit der Änderung überzeugen. Dies ist natürlich aufwändig und braucht Energie und Zeit. Konsensieren nach dem SK-Prinzip dagegen ist ein Änderungs-freundliches Verfahren: Unter Bedingungen des SK-Prinzips, liegt der Aufwand auf Seiten der Gegner der Änderung. Es ist nämlich an den Gegnern, den Widerstand zu formieren, wenn sie die Änderung verhindern wollen.
Vor allem wenn es gilt, auf neu aufkommende Probleme zu reagieren, zeichnen sich die Mehrheitsabstimmung und alle darauf beruhenden Systeme durch Trägheit aus: Das Problembewusstsein muss breite Massen erfassen und die Probleme müssen gravierend werden, bevor darauf reagiert wird - siehe die langsamen Reaktionen auf die Gefahren, die der Erde durch die Klimaveränderung drohen. Beim SK-Prinzip kann auf aufkommende Probleme sehr schnell reagiert werden, da der Aufwand, sie zu torpedieren, von Seiten der Verhinderer erbracht werden muss.
Eine Bewegung, wie die Studierendenbewegung, die Veränderung in ein bestehendes und träges System bringen will, darf nicht auf ein Änderungs-resistentes Verfahren setzen! Sie muss änderungsfreundliche Verfahren fordern.
Bei einem Plenum in Wien ist der sehr gescheite Satz gefallen: "Jedes Herrschaftssystem baut auf Zustimmung auf". Dass dieser Satz richtig ist, erkennt man an den Anstrengungen, die alle Herrschaftssysteme unternehmen, um Widerspruch zu unterdrücken. Diese Anstrengungen sind umso größer, je diktatorischer das Regime ist.
Auf der anderen Seite zeigt die Erfahrung, dass aber auch die Umkehrung gilt: Zustimmung ist die Basis von Machtstrukturen. Seit den Zeiten der französischen Revolution und ihrem Motto „egalité“ versucht man, nicht-hierarchische Entscheidungsstrukturen zu etablieren. Sie alle wissen, wie sehr die französische Revolution damit gescheitert ist und in welche Machtexzesse sie geführt hat. Viele Bewegungen sind seither mit dem Ziel angetreten, Basisdemokratie zu verwirklichen: die 1968-er Bewegung, viele Alternativgruppen in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts und schließlich auch etwas später die Grünen. Und sie alle sind mit ihrem hohen Anliegen entweder total gescheitert oder mussten es beinahe bis zur Unkenntlichkeit verwässern.
250 Jahre Erfahrung zeigen: Auf Basis von Zustimmung ist Basisdemokratie nicht verwirklichbar. Der kritische Geist der Universitäten sollte diese Erfahrung nicht negieren! Es müssen Entscheidungsverfahren auf anderer Basis erprobt werden, wenn man das Ziel der Basisdemokratie verwirklichen will.
Und wo, wenn nicht auf der Universität, wäre der Platz für solche Experimente? Beim SK-Prinzip wird diejenige Lösung gesucht, die in der Gesamtgruppe möglichst wenig Widerstand erweckt. Das bedingt ein neues Erfolgskriterium: Wer Erfolg haben will, muss nach Lösungen suchen, die den eigenen Interessen Rechnung tragen, die aber auch bei den anders Denkenden möglichst wenig Widerstand erwecken. Umgekehrt gilt das Machtparadoxon: Wer Macht auszuüben versucht, wird Widerstand ernten und ist daher zur Erfolglosigkeit verurteilt. Aus diesen Gründen führt das SK-Prinzip zu einer neuen politischen Kultur. Diese wird sich vom heutigen Alltag des täglichen Parteiengezänks grundlegend unterscheiden: Die neue politische Kultur wird ausgezeichnet sein durch koordinierte politische Gemeinschaftsleistungen.
Das Mehrheitssystem gehört ersetzt!
Wagen Sie das Experiment! Tragen Sie das SK-Prinzip in Ihre politischen Gremien und passen Sie es an diese neue Herausforderung an. Und tragen Sie es schließlich über die Grenzen der Hochschulen hinaus in den politischen Alltag der Demokratie in Österreich, in Europa und schließlich in der ganzen Welt!