Inhalt des Infovortrags für die Vollversammlung

Aus Unibrennt Wiki (Archiv)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Struktur des Vortrags


INFO ABEND DIENSTAG 18:00, HS1

'
'
I. Begrüßung -Norbert
•ProfessorInnen, Lehrende, Studierende
•schön dass so viele gekommen sind
•wollen Sie bzw. euch über die derzeitigen Studierendenproteste informieren, im speziellen aber
über die Problematik, Verbesserungsvorschläge und Lösungsansätze im Studienzweig Biologie
sprechen, die ja fast allen von Ihnen bekannt ist


'II. Bewegung bisher - Chronik - Eva und Kathi
'
Ursachen für das Entstehen der Proteste
•ständiger Bildungs und Budgetabbau trotz wachsender Studierendenzahl und deren Folgen
(Platzmangel, schlechte Betreuungsverhältnisse, Zugangsbeschränkungen, etc.)
•Finanzkrise > Banken riesige Geldmengen innerhalb kurzer Zeit zur Verfügung gestellt, aber für
Bildung kein Geld zur Verfügung
•der momentane Schwerpunkt liegt auf Ausbildung statt kritischer Bildung
•schlechte Umsetzung der Bologna Reform


Anfänge, was hat die Bewegung bisher erreicht
•20. Oktober an der Bildenden (höhere Zugangsbeschränkungen. Einführung von Bachelor und
Master System)
•22. Okt. spontane Besetzung des Audimax, ohne Koordination oder Mitwirkung einer politischen
Institution, entstanden aus einer Studierendendemonstration
•anfangs relativ unkoordiniert, da spontane Besetzung
•Besetzungsbeginn fiel auf Physik-VO der BiologInnen, was bei vielen Unmut hervorgerufen hat,
aber offizielle Entschuldigung der Besetzer and die Biologie Studierenden und „wie es eine
Rednerin so schön ausgedrückt hat "gehören auch diese 'Stolpersteine' – die Besetzung – zu
einem universitären Studium dazu!"
•da die letzten Jahre Meinung der Studierenden kaum gehört, war Besetzung eigentlich der letzte
Ausweg, weil öffentlichkeitswirksam
•schlechtes Bild der Proteste nach außen transportiert weil anfangs unorganisiert und Party,
aufgestaute Emotionen
•23. Oktober: Bildung von Arbeitsgruppen gleichzeitig mit Selbstorganisation
•konstruktive Arbeit, alternative Lehrveranstaltungen (squatting teachers > Peterson und Müller)
•Allgemeine Forderungen der Bewegung wurden formuliert

Dies inkludiert Punkte wie freie, kritische und exzellente Bildung und die uneingeschränkte

Möglichkeit, diese (ohne jeglicher Diskriminierung) in Anspruch zu nehmen. Zudem treten wir

für eine vollständige Demokratisierung und Autonomisierung der Universitäten, sowie deren

gänzlich staatliche Ausfinanzierung ein.
•34 Millionen von Hahn > Tropfen am heißen Stein
•europaweit solidarisieren sich Unis (> unsereuni.at)
•Rektorat > reaktionen (Einladung ins Plenum, Weigerung, nur Gespräche mit gewählten
VertreterInnen)
•Dialog und Diskussion über Bildung in gesamter Bevölkerung ausgelöst
•>> Artikel aus der Morgen

Eine bisher für angepasst, ängstlich und egoistisch gehaltene Generation

wird nun wohl nachhaltig politisiert werden. plötzlich werden wieder Worte wie „Solidarität“ in den

Mund genommen und aktiv gelebt. Diese neue Form der politischen Organisation wird den Parteien,

die ja auch um die Gunst der jungen Wähler_innen buhlen, zu denken geben. in diesem Sinne hat diese

Protestbewegung ihr ziel bereits erreicht.



III. Warum eine Agru Biologie - Fanni
•weil wir trotzdem versuchen noch mehr herauszuholen
•und vor allem für die Biologie, um gemeinsam Perspektive zu erarbeiten, wie ein sinnvolles,
individuelles Studium erreicht werden kann
•Ö1 Beitrag vom 12.11. abspielen!


IV. Warum dieser Info Abend - Fanni
•jede Anregung, jede Kritik, jede Idee ist wichtig, damit sich die Bewegung auf möglichst breite
Basis gründet und für möglichst alle sprechen kann
•Bedürfnisse und Meinungen von ProfessorInnen, Lehrenden und Studierenden sollen auf
gemeinsamen Nenner gebracht werden
•jetzt ist die Zeit Dinge zu verändern


V. Was wir bis jetzt getan haben + Forderungen und Lösungsansätze - Oli und
Stephan

bis jetzt passiert:
•Diskussionen und Organisation innerhalb der AGRU, Aufbau des Infopoints im Biozentrum
•Vernetzungstreffen mit solidarischen Lehrenden der Biologie, um gemeinsame Forderungen zu
formulieren, Perspektive aller Beteiligter
Forderungen und Lösungsansätze:
•grundsätzlich notwendig: größeres Budget für ein so zukunftsweisendes Fach wie Biologie
•breiteres, alternatives LV-Angebot innerhalb Module > löst Platzproblem, ermöglicht schnelleres
und individuelleres Studium
•flexibleres Curriculum mit Möglichkeit, aus anderen Schwerpunkten problemlos LVs zu
besuchen, im Sinne einer breiteren Bildung
•Anmeldesystem > nicht durch Punkte in Produktivität eingeschränkt werden
•sinnlose Voraussetzungsketten v.a. für VOs
•bessere Umsetzung des Bologna Systems > Anrechenbarkeit von LVs im In- und Ausland
•Beendigung der prekären Dienstverhältnisse von LektorInnen und Lehrenden
•Dienstzimmer für Lehrende
•mehr Mitspracherecht für Studierende beim Erstellen des Curriculums
•bessere persönliche Betreuung
•bessere Vernetzung von Lehre und Forschung
•(etc.)


VI. Lehrende zu Wort kommen lassen (?!)
angefragt, aber noch keine Rückmeldung außer Frau Maurer (negativ.)


VII. Ausblick - was wollen wir erreichen - Nini
was weiter passiert:
•nach diesem Info-Abend werden morgen (Mittwoch um 18:00 im ÜR 6) nochmals solidarische
Lehrende und die AGRU Biologie zusammentreffen und eine endgültige Ausformulierung des
Forderungs- und Lösungsansatzkatalogs zu erarbeiten
•sammeln von Unterschriften solidarischer ProfessorInnen wie Lehrenden
•soll dann dem SPL, Dekan und Rektor der Uni Wien vorgelegt werden
•am 24.11. Gespräch mit Dekan geplant
•am 25.11. Hochschuldialog mit Minister Hahn
das wollen wir damit erreichen:
•bessere Bedingungen in der Lehre für ProfessorInnen, Lehrende und Studierende
•eine Lockerung des derzeitig sehr strikten Curriculums durch das Angebot alternativer LVs
innerhalb eines Moduls, die gleichzeitig eine individuellere Bildung, ein persönlicheres
Betreuungsverhältnis ermöglichen und den derzeitigen Platzmangel in vielen LVs und Seminaren
beseitigen
•demokratischere Strukturen
•mehr Raum für kritische Diskussionen
•Was passiert wenn wir nichts tun? Wie sieht die Zukunft der Naturwissenschaft aus? Unsere
Zukunft auf dem Arbeitsmarkt?
•Bewusstsein für Wert der Bildung, Kritisches Hinterfragen


VIII.Aufruf zur Mitarbeit - Nini
•wiki-Adresse
•AGRU
•Lehrenden-Vernetzung


IX. Diskussion - Daniel
Sollte den Großteil der Zeit einnehmen - im Sinne der basisdemokratischen Strukturen die dieser Bewegung ihren Schwung gegeben haben.



Ninis Vorschläge (schon im oberen Plan eingearbeitet):


1. Chronik der Protestbewegung (Besetzung, Arbeitsgruppen, Plenum - Ausweitung der Proteste auf Deutschland/Europa)

I. Ursachen (Finanzkrise, Unzufriedenheit der Studierenden, Einführung des Ba/Ma Bildende, Studiengebühren wenn ein Studium aus Mehrfachstudium außerhalb Mindestzeit, IE-kein Institut, Einsparungsmaßnahmen an den Universitäten --> kaum mehr Möglichkeit für individuelle LVA-Wahl --> Bildung an Universitäten entwickelt sich immer mehr zur Ausbildung)

II. Forderungen an die Uni/Allgemein III. Was ist bisher erreicht?  Anschluss in Europa, Solidarisierungen, Antworten der Politik? Gespräche mit dem Rektorat?

2. Forderungen der Biologie , „Was geht mich das an?“

I. Schlechter Ruf der Protestbewegung bei den Biologiestudierenden, Hier: Entschuldigung des Audimax?: Um zirka 12:30 erreichen die StudentInnen das Audimax und strömen in Massen in den Hörsaal. Zur Zeit der eintreffenden StudentInnen findet gerade eine Vorlesung in Biologie statt. InitiatorInnen der Demo halten eine kurze Ansprache über die Hintergründe und den Zweck der Demonstration und verlesen eine Reihe von Forderungen. Anschließend ruft eine Rednerin der Bildenden fragend, ob man das Audimax besetzen wolle, was mit lautstarkem Applaus und freudigem Gegröle beantwortet wird. Es findet deswegen eine Abstimmung per Handzeichen statt, wer für oder gegen die Besetzung sei. Eine Zweidrittel-Mehrheit spricht sich für die Besetzung aus. Das Audimax ist fortan besetzt. Unter den anwesenden StudentInnen befanden sich auch eine Reihe von jenen Biologie-StudentInnen, die auf ihre Spezialvorlesung, einer Übung in Physik, warteten. Wir hoffen auf die Solidarität dieser Studierenden, ersuchen um ihr Verständnis für unsere Anliegen und bitten um Entschuldigung, wenn unsere Besetzung ihnen Unannehmlichkeiten bereitet hat. Aber wie es eine Rednerin so schön ausgedrückt hat "gehören auch diese 'Stolpersteine' – die Besetzung – zu einem universitären Studium dazu!"

Besetzung= Aktionismus Öffentlichkeitswirksam, aufgestaute Emotionen, zu Beginn auch Party, aber seitdem harte Arbeit!

II. Ö1 BeitragProbleme an der Biologie (auf jeden Fall vorspielen!!) Unsere Forderungen+ Lösungsvorschläge (gleich dazu oder extra?) Dieser Beitrag wurde am 12.11 in Ö1 Morgenjournal gesendet. Ein Ö1 Reporter kam spontan zu uns in die Uni, interviewte zahlreiche Studierende, Lehrende und zwei VertreterInnen der StV Biologie. Dieser Beitrag rief heftige Kritik von Seiten der SPL hervor. Uns wurde vorgeworfen, Arbeit nicht zu würdigen und falsche Tatsachen zu verbreiten, nachdem die Öffentlichkeit endlich die Wahrheit über unsere Studienbedingungen erfahren hat! (-> überlegen ob wir das so sagen wollen!!!) ob nun die spl organisation oder die beschränkten ressourcen die gewichtere mehrschuld an unseren schlechten studienbedingungen tragen, wurde im beitrag nicht erwähnt- auf jeden fall stellt dieser die wahrheit dar! (zur internen Info: ausserdem wurde erwähnt, dass die interviewten Personen, welche nicht in alle LV reingekommen sind oder nicht in Mindeststudienzeit studieren können, bedauerliche EINZELfälle wären... auch hier sollten wir uns überlegen, wie man das am Besten nett formuliert.... wir wollen ja nicht, dass er nachher gelüncht wird! Oder?? ;) )

III. Forderungen der Lehrenden  Wir arbeiten gemeinsam an der Verbesserung von Lehr- und Studienbedingungen

IV. Aufruf zur Mithilfe! Ideen auf wiki, per mail, Zu den Treffen kommen, im Audimax mitarbeiten

3. Ausblick

(eventuell noch einmal klar machen in welche Richtung die universitäre Bildung gerade steuert - darum: jetzt zeit zu handeln!! --> was müssen wir tun:)    <-- würde hier Punkt III vorziehen

I. Wie gehen wir weiter vor? Forderungskatalog fertigstellen, einreichen bei SPL, Dekan (Gesprächstermin am 24.11), Rektorat, Unterschriftenliste beginnen und an gleiche Stellen nachreichen. -> evtl gleich eine Unterschriftenliste rumgeben??

II. Regelmäßige Versammlungen einberufen um über Vorgehensweise/Änderungen abzustimmen, Diskussionsrunden mit Studierenden und Lehrenden, Alternative Lehrveranstaltungen

III. Was passiert wenn wir nichts tun? Wie sieht die Zukunft der Naturwissenschaft aus? Unsere Zukunft auf dem Arbeitsmarkt?

IV. Was erhoffen wir uns von der Protestbewegung? Bewusstsein für Wert der Bildung, Kritisches Hinterfragen….. (siehe Interviewfragen Protokoll 11.11)

V. Erneuter Aufruf zur Mithilfe!

4. Diskussion

Wichtig: Recherchieren! Zu den einzelnen Punkten, Chronik usw

Forderungen ausarbeiten!

Wir sollten uns auf Einwände vorbereiten, dass heißt z.B. im Strv Forum recherchieren, was die Erstsemestrigen meinen.


Das könnten wir einbauen:

http://www.ustream.tv/recorded/2447072 Vortrag von Corinna Milborn:

Einspringen des Staates hat die Verteilungskrise nochmal verschärft: öffentl Budgets, das heißt im Endeeffekt wir, die Steuerzahler, die Verluste die entstanden sind voll übernommen haben, damit wurden die Verluste sozialisiert. Zugleich ist von politischer Seite keine Lösung in Sicht, es gibt keine echten globalen Regulierungsversuch, sondern es wurde mit diesen viel Mrd an öffentlichen Geld… In Österreich Bankenpaket: Hundert Milliarden, davon 15 Mrd Kapital, 5 Mal soviel wie Unis bräuchten, ist beschlossen wurden innerhalbe von einer Woche, und verkündet worden auf einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt, auf der keine Fragen zugelassen waren.(…) So schnell ist das durchgewinkt worden, so schnell sind öffentl. Budgetsr anzapfbar, wenn es eine Krise gibt, eine Krise die nicht an den Unis stattfindet.

Welche Unis brauchen wir also für die Zukunft damit wir nicht in die nächste Krise hineinschlittern: Bankbilanzen nach wie vor belastet mit Schrottpapieren, sicher keine die weiterhin ausbilden um Human Ressources schaffen für dieses System das dermaßen gescheitert ist. Was wir sicher nicht brauchen sind Unis auf denen Wissen nur gelernt und wiedergegeben wird, auf diese Weise ist es nicht möglich der Herausforderung zu begegnen. (…) Platz für freies Denken und Kreativität ist gefragt und geht unserer Generation an, denn irgendwann sind Menschen die in dem System drin sind nicht mehr fähig neue Gedanken zu entwickeln. Eine Universität die so etwas bietet kann nicht funktionieren mit Leistungsvergabe per Punkten und einer Mindeststudienzeit! Das ist schlichtweg nicht möglich!


Abschlussabsatz des Morgen Artikels (... in diesem Sinn haben wir unser Ziel bereits erreicht...)

MACH MIT! Werde aktiv - komm ins Audi-Max! Verfalle nicht der Illusion: „Es wird schon jemand machen“. Was wäre, wenn die anderen so denken würden? Wären wir dann noch so eine großartige und dynamische Bewegung? Werde aktiv - komm ins Audi-Max! Wie lang und wie oft entscheidest du. Bringe deine Kreativität, Zeit und Freude ein, hier und jetzt ist die Gelegenheit dafür! Wessen Uni? - Unsere Uni! Deine Arbeitsgruppen reichen dir die Hand. Gemeinsam formen wir unser Bildungssystem – unsere Zukunft!

Aus diversen Standars-Artikeln:

In einem Schreiben von Vizerektorin Christa Schnabl heißt es, dass "von der Uni-Leitung nur ein von der ÖH vorbereitetes Gespräch mit VertreterInnen des Plenums als konstruktiv erachtet" wird. Man wolle über Sachthemen sprechen: "Eine Diskussion mit dem gesamten Plenum wird diesem Ziel nicht gerecht." Dennoch steht ein Treffen nächste Woche zur Vorbereitung für den Hochschuldialog im Raum.

"Wir haben Kosten von 20.000 bis 25.000 Euro täglich" nur für die Anmietung von Ersatzräumen, erklärt Wolfgang Klas, Dekan der Fakultät für Mathematik. Zusätzlich schätzt er, dass für die Uni Wien Sachkosten von 50.000 bis 80.000 Euro anfallen.

Was die Dekane am meisten aufbringt, ist die Zielsetzung des Ministers, Gelder von der Forschung in die Lehre umzuleiten. Dass sich die Politik aus der Verantwortung stehle, will Hahns Sprecherin auf Standard-Anfrage so nicht gelten lassen: "Der Minister weiß, dass es hier Herausforderungen gibt" - deswegen habe er den Hochschul-Dialog initiiert. Die Audimax-Besetzer wollen zwar nicht abziehen, doch sie sind nun gesprächsbereit: Nach langen Diskussionen hat sich das Plenum Donnerstagabend dazu durchgerungen, Hahns Einladung zum Hochschul-Dialog am 25. November anzunehmen. (Tanja Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 14. /15.11.2009)


Uni-Streik und Kostenwahrheit - Wo bleibt die Forschung?13. November 2009, 18:28

Der Politik ist ein schwerer Schrecken in die Glieder gefahren, dem studentischen Furor wurde eine Ministerreserve von 34 Mio. Euro zur Besänftigung dargebracht (mit der Maßgabe, dass das Geld "im Hörsaal anzukommen" habe). Man war sich aber rasch einig, dass 34 Mio. Euro viel zu wenig sind. Die in den Ring geworfenen Forderungen und Versprechungen reichen von einer Mrd. Euro zusätzlich bis zu zwei Prozent des BIP als Wachstumsziel, was nicht weit von einer Verdoppelung des jetzigen Budgets entfernt ist.

Ich meine, dass ein erster Schritt zur Verbesserung der Finanzierung unserer Universitäten darin bestehen muss, Kostenwahrheit herzustellen. Die Finanzierung universitärer Lehre und Forschung gehorchen völlig unterschiedlichen Logiken. Der einzig rationale Weg für die Lehre geht über eine studienplatzabhängige Finanzierung, die Finanzierung der Forschung hat hingegen nach tatsächlicher Leistung kompetitiv zu erfolgen. Unbestreitbar bleibt: Das System braucht viel mehr Geld. (Christoph Kratky, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.11.2009)


Zur Person

Christoph Kratky ist Ordinarius für Physikalische Chemie an der Universität Graz und Präsident des Wissenschaftsfonds FWF.

Brecht-Zitat „Schwierigkeiten werden nicht dadurch überwunden, dass sie verschwiegen werden“

»Es ist sehr gut, dass unsere Bürger unser Bankwesen und Währungssystem nicht verstehen, denn wenn sie es verstünden, dann gäbe es, so denke ich, noch vor Tagesanbruch eine Revolution.« ( Henry Ford)



Online-Zeitung der Universität Wien: Dekane der Universität Wien orten Ausweichen der Politik Forschungspolitik Redaktion am 13. November 2009 "Seit vielen Jahren das blanke wissenschaftspolitische Chaos" orten die Dekane der Universität Wien. "Es herrscht derartiger Unmut unter den Dekanen, dass wir nicht länger schweigen können", betonte der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Heinz Mayer, bei einer Pressekonferenz am Freitag, 13. November 2009. Man könne "nicht länger hinnehmen, dass die Lage durch Politikeräußerungen heruntergespielt wird". Die FakultätsleiterInnen sprechen sich für ein System der Studienplatzbewirtschaftung und gegen ein Gegeneinander-Ausspielen von Forschung und Lehre aus.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Berlinische Monatsschrift, 1784,2, S. 481–494) Online-Zeitung der Universität Wien Dekane der Universität Wien orten Ausweichen der Politik Forschungspolitik Redaktion am 13. November 2009 "Seit vielen Jahren das blanke wissenschaftspolitische Chaos" orten die Dekane der Universität Wien. "Es herrscht derartiger Unmut unter den Dekanen, dass wir nicht länger schweigen können", betonte der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Heinz Mayer, bei einer Pressekonferenz am Freitag, 13. November 2009. Man könne "nicht länger hinnehmen, dass die Lage durch Politikeräußerungen heruntergespielt wird". Die FakultätsleiterInnen sprechen sich für ein System der Studienplatzbewirtschaftung und gegen ein Gegeneinander-Ausspielen von Forschung und Lehre aus.

Die Besetzung von Hörsälen würde einerseits den Vorlesungsbetrieb empfindlich stören, so Mayer. Andererseits hätten die BesetzerInnen mit vielen Forderungen aber recht. So herrsche in vielen Fakultäten in unterschiedlicher Intensität die Ansicht, dass der Bologna-Prozess zu einer Verschulung, der Einschränkung der wissenschaftlichen Freiheit sowie in Folge zu verminderten Berufsaussichten führen würde. Gar keine Freude hat Mayer mit der Bedingung von Wissenschaftsminister Johannes Hahn, die angekündigten 34 Millionen Euro aus seiner Ministerreserve ausschließlich für die Lehre zu verwenden. "Dieses Auseinanderdividieren von Forschung und Lehre kann nicht sein."

Anstatt sich endlich der Grundsatzfrage der Universitäts-Finanzierung zu widmen, habe die Politik bei der letzten Novelle des Universitätsgesetzes bloß diskutiert, wer wie in welchen Gremien vertreten sein solle, so Mayer: "Das sind doch nur Peanuts." Man habe geschaut, wie die eigene Klientel bedient werden könne und welche Maßnahmen nichts kosten.

Geklärt werden müsse endlich, was ein Studienplatz koste und wie viele davon die Gesellschaft bzw. der Steuerzahler zu finanzieren bereit seien, betonte Chemie-Dekan Bernhard Keppler. Derzeit habe die Universität Wien mehr als 80.000 Studenten, produziere aber nur 6.000 AbsolventInnen pro Jahr. Finanziere man nicht vernünftige Betreuungsverhältnisse, müsse man sich fragen, ob man nicht mit weniger Studierenden unter besseren Voraussetzungen mehr AbsolventInnen hervorbringen könne. Auch er warnte davor, Forschung und Lehre auseinanderzudividieren.

Anliegen der Studierenden ernstnehmen

Heinz Fassmann, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie, ortet ebenfalls ein Ausweichen der Politik bei den entscheidenden Fragen: "Wir sprechen am Sonntag über Forschung und Lehre als Treibstoff einer rohstoffarmen Gesellschaft, und am Montag haben wir es schon vergessen." Das Uni-Budget dürfe nicht erst bis 2020 erhöht werden, sondern es brauche einen verbindlichen fünfjährigen Finanzplan. "Man muss den Studenten ein Signal geben, dass ihre Anliegen ernstgenommen werden." Dazu zähle auch, den "Etikettenschwindel mit angeblich zusätzlichen 34 Millionen Euro für die Unis zu unterlassen, die ohnehin wieder nur aus dem Uni-Budget kommen". Wenig hält Fassmann auch von Hahns Hochschuldialog - "ein Gipfeltreffen mit 51 Personen, wo jeder 35 Sekunden oder eine Minute sprechen darf".

Mayer forderte die Politik auf, mit den StudentInnen in einen echten Dialog zu treten. "Was sollen die sich denken, wenn der Kanzler an einem Abend sagt, er ist für Zugangsbeschränkungen, und am nächsten Tag erinnert er sich nicht?" Man müsse den Leuten nicht ständig rechtgeben, sondern mit ihnen diskutieren und sie ernstnehmen. "Unsere Wissenschaftspolitik ist völlig jämmerlich", meinte Mayer. Die Besetzungen kosteten die Uni Wien 20.000 bis 25.000 Euro pro Tag - "wenn ich das Geld für Investitionen ausgeben könnte". Und an die Adresse der protestierenden Studierenden: "Wissenschaftsministerium besetzen - wenn schon". Er habe der Hochschülerschafts-Chefin sogar angeboten, dabei mitzumachen, wenn dafür die BesetzerInnen aus dem Audimax abzögen. (APA)

Universität Wien lädt zum Forum – nachhaltige Hochschulstrategie: Vorbereitung für den Hochschuldialog am 25. November 2009 Laut einer IMAS-Untersuchung haben 96 Prozent der Befragten von den Studierendenprotesten gehört oder gelesen. Der Universität Wien geht es darum, langfristige Perspektiven und eine nachhaltige Hochschulstrategie zu erarbeiten, um auch kurzfristig zielführend Maßnahmen setzen zu können. Deshalb organisiert die Universitätsleitung – auch in Hinblick auf den Hochschuldialog von Bundesminister Johannes Hahn – ein Treffen am 19. November. Die große Mehrheit der Studierenden will weiterhin Lehrveranstaltungen besuchen, um keine Studienzeitverzögerungen hinnehmen zu müssen. Deshalb bemüht sich die Universität sehr, trotz der Besetzung des Audimax einen ungestörten Studienbetrieb zu gewährleisten. Das ist mit einem finanziellen und organisatorischen Aufwand für die Universität Wien verbunden. Darüber hinaus haben dadurch Lehrende und Studierende Nachteile, wie z.B. längere Wegzeiten, in Kauf zu nehmen. Zentrales Anliegen der Universität Wien ist es, wie im Entwicklungsplan und in den Leistungs- und Zielvereinbarungen festgehalten, ein attraktiver Studien- und Forschungsstandort zu sein. Seit 2004 ist es gelungen, die Lehrstunden von 26.645 (Studienjahr 2003/04) auf 30.690 (Studienjahr 2008/09) zu steigern. Darüber hinaus sind weitere Investitionen für bessere Studienbedingungen geplant. Universität Wien Forum – nachhaltige Hochschulstrategie – 19. November Ziel des Gesprächsforums ist es zum einen, aus Sicht der Universität Wien festzulegen, welche Fragen und Positionen in diesem vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung organisierten Dialog zentral sind, um eine nachhaltige und langfristige Hochschulstrategie zu entwickeln. Zum anderen werden auch kurzfristig anzusetzende Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen Studium und Lehre thematisiert. An der Gesprächsrunde werden Mitglieder des Universitätsrates, des Senats und des Rektorats sowie VertreterInnen der Fakultäten, der Studienprogrammleitungen und der Betriebsräte teilnehmen. Seitens der Studierenden sind neben der Vorsitzenden der ÖH und der Mitglieder der Studierenden im Senat auch VertreterInnen des Plenums eingeladen. Die Universität Wien will die Betreuungsrelationen in der Lehre und die Forschungsbedingungen weiter verbessern und dafür sorgen, dass die Politik als Adressatin der Protestbewegung ihre Verantwortung für die Universitäten wahrnimmt.

Rückfragehinweis: Mag. Cornelia Blum Universität Wien Pressesprecherin Rektorat T +43-1-4277-100 12 M +43-664-602 77-100 12 cornelia.blum@univie.ac.at <- Zurück zu: Presseportal