Winckler Plenum

Aus Unibrennt Wiki (Archiv)
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Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Seit beinahe sechs Wochen sind das Audimax im Hauptgebäude, der Hörsaal C1 am Campus sowie verschiedene daran angrenzende Räumlichkeiten von Studierenden besetzt und stehen für den regulären Vorlesungsbetrieb nicht zur Verfügung. Die Besetzung des Audimax war Teil des Beginns einer Protestbewegung, die sich anfangs mit Dynamik ausbreitete. Den Studierenden ist es – nicht zuletzt durch die geschickte Nutzung des Internet – gelungen, eine breite öffentliche Resonanz hervorzurufen. Das mediale Aufzeigen der bestehenden strukturellen Defizite in der österreichischen Hochschulpolitik und in der finanziellen Ausstattung der Universitäten geht auf diese Protestaktionen zurück. Ob die politischen Instanzen darauf angemessen reagieren, muss sich erst erweisen.

Über die andere Seite des Protests, die Auswirkungen der Besetzungen auf den Vorlesungsbetrieb (vor allem Kosten für die Anmietung von Ersatzräumen) wird bisher wenig berichtet. So war es in den letzten Wochen nur mit außergewöhnlichen Anstrengungen vieler MitarbeiterInnen insbesondere des Dienstleistungsbereichs allgemeinen Verwaltung möglich, die Risiken eines "selbstverwalteten" Audimax für alle Beteiligten in akzeptablen Grenzen zu halten. Und es war nur mit einem hohen finanziellen Aufwand machbar, den Lehrbetrieb trotz des Fehlens der größten Hörsäle am Laufen zu halten. Seitens der Mehrheit der Studierenden werden die Ersatzlehrveranstaltungen gut besucht.

Die Haltung der Universität Wien – Dialogbereitschaft … Die Universitätsleitung und viele weitere Angehörige der Universität haben von Beginn an Verständnis für die Anliegen der Protestbewegung gezeigt und mehrfach ihre Bereitschaft zum Dialog und zur kritischen Auseinandersetzung übermittelt.

Um den Studierenden ein konkretes Dialogangebot zu machen, organisierte die Universitätsleitung bereits zwei "Universität Wien Foren" mit dem Ziel, die zentralen Fragen für eine nachhaltige Hochschulstrategie zu bündeln und die Anliegen der Studierenden auf Universitätsebene zu konkretisieren. Seitens der Studierenden waren VertreterInnen der ÖH, Mitglieder der Studierenden im Senat und VertreterInnen der Audimax-BesetzerInnen eingeladen. Die Gespräche können jederzeit als Webstream angesehen werden. Für den 10. Dezember ist ein weiteres "Universität Wien Forum" vereinbart.

… und klare Angebote Parallel und ergänzend zu den Dialogforen, die unter breiter Beteiligung (Universitätsrat, Senat, Rektorat, DekanInnen und Studienprogrammleitungen) stattgefunden haben, wurde aber auch das direkte Gespräch mit der ÖH unter Einbindung von VertreterInnen der Audimax-BesetzerInnen gesucht. Da die Besetzung der Hörsäle kein Dauerzustand sein kann, werden verschiedene Varianten einer zumindest teilweisen Beendigung der Hörsaalbesetzungen diskutiert. Der große Aufwand der Universität Wien an personellen und finanziellen Ressourcen steht längst in keinem Verhältnis mehr zur politischen Wirkung, die von der Besetzung der Räume ausgegangen ist.

Das Rektorat hat konkrete Punkte formuliert und der ÖH und den BesetzerInnen kommuniziert, die folgende Bereiche umfassen: Der Senat hat bereits einen Prozess zum Thema "Curricula – Gestaltung der Studienpläne" gestartet. Diskussionen über konkrete Verbesserungen in den Bereichen Studienadministration und für Studierende mit besonderen Bedürfnissen, wie beim letzten Universitätsforum seitens der Studierenden eingebracht, werden geführt. Die Studierenden sollen auch weiterhin die Möglichkeit haben, sich zu vernetzen und Veranstaltungen zu organisieren. Die Universitätsleitung teilt das Anliegen, die bildungspolitische Debatte fortzusetzen. In zwei weiteren Bereichen wird das Rektorat Maßnahmen in Angriff nehmen: die Verstärkung und Beschleunigung von Vorhaben in den stark nachgefragten Studienrichtungen (z.B. zusätzliche Lehrveranstaltungen und Gastprofessuren) sowie die Ausweitung von Mentoring-Angeboten, etwa durch mehr studentische MitarbeiterInnen.

Aus Sicht der Universitätsleitung gilt es, die verschiedenen Ebenen und AdressatInnen der Proteste zu unterscheiden. Eine dauerhafte Besetzung der Hörsäle, die während der Lehrveranstaltungszeit in den letzten Tagen nie mehr als 50 Personen umfasst, ist nicht zielführend und verursacht enorme Aufwendungen, die letztlich aus der Universitätsreserve des Ministers finanziert werden müssen und daher nicht bei den Studierenden und Lehrenden ankommen werden.

Die konkreten universitätsspezifischen Themen sind in einem konstruktiven Dialog zu besprechen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Georg Winckler für das RektorInnenteam