Pädagogische Hochschule Forderungskatalog
Gemeinsamer Forderungskatalog der ÖH an der PH Wien
und der AG PH Wien
I Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Ausbildung!
• Qualität statt Quantität
Der Workload stimmt oft nicht mit den ECTS überein. Die Masse an verpflichtenden Lehrveranstaltungen – 15-20 LVA á 0,5-1,5 ECTS im Semester – verhindert eine fundierte und intensive Auseinandersetzung. Inhalte und Themen werden oft nur angerissen, man hat nicht die Möglichkeit, sich zu vertiefen und wird durch das Studium gehetzt. Außerdem muss daran gearbeitet werden, einen sinnvollen Aufbau und eine gewisse Kontinuität sicherzustellen.
• Mehr Wahlmöglichkeiten bei der LV-Belegung
Eine Verringerung der verpflichtenden Lehrveranstaltungen bei gleichzeitiger Erweiterung des Wahlangebotes ist nötig! Wahlmöglichkeiten sind nur minimal vorhanden, eine Individualisierung der Ausbildung ist daher zurzeit unmöglich. Um diese zu erreichen, bedarf es einem größeren Angebot an Wahlfächern. Es soll auch die Möglichkeit für PH-Studierende geben, diese an anderen Universitäten zu belegen, weiters sollen auch Fortbildungsveranstaltungen für die Studierenden zugänglich sein, um eine breit gefächerte Ausbildung zu ermöglichen. Für alle verpflichtend soll jedoch eine breite und fundierte humanwissenschaftliche Ausbildung (Erziehungswissenschaft, Entwicklungspsychologie, Sonderpädagogik…) vorgesehen werden.
• Wiedereinführung der Fächerkonferenzen
Um eine gerechte und gleichmäßige Verteilung des Workloads und auch eine Übereinstimmung der Inhalte der einzelnen Seminare zu gewährleisten, müssen die Fächerkonferenzen der Lehrenden wieder verpflichtend eingeführt werden. Es kann nicht sein, dass der Arbeitsaufwand von Professor/in zu Professor/in bei gleichem Seminartitel nicht deckungsgleich ist. Ebenso braucht es Modulkonferenzen zur längerfristigen Planung!
• Mehr Lehrende/ kleinere Gruppen
Durch fragwürdige Raumplanung stehen den Studierenden zu wenige und zu kleine Hörsäle zur Verfügung. Nicht jeder Studierende hat einen Sitz- und Schreibplatz! Die Gruppengröße in Seminaren beträgt oft bis zu 40 Studierende! Ein qualitatives seminaristisches Lernen ist so völlig unmöglich!
• Weniger Lehrbeauftragte, mehr fix angestellte Lehrende!
Das Verhältnis von fix angestellten Lehrenden zu Lehrbeauftragten ist längst nicht mehr ausgeglichen. Es sollte eine Quote geben, um diese Ausgeglichenheit zu erreichen. Eine stabile Hochschulkultur ist nur durch fix angestellte Lehrende aufrecht zu erhalten!
• Nutzung der vorhandenen Erfahrungswerte und Qualifikationen!
Es gibt an der PH viele qualifizierte und erfahrene Professoren und Professorinnen. Diese müssen ihrer Qualifikation gemäß eingesetzt und wertgeschätzt werden. Didaktiker und Praktiker in Didaktik und Praxis, Humanwissenschaftler in die Humanwissenschaft. Wo Lehrende fehlen, müssen die Stellen ausgeschrieben und mit qualifizierten Leuten nachbesetzt werden.
• Kooperationsverträge mit anderen Universitäten, um weiterführende Masterstudien zu ermöglichen.
Derzeit führt die Ausbildung an der PH Wien in eine Sackgasse, da es außerhalb der PH noch keine Möglichkeit gibt, ein aufbauendes Masterstudium zu belegen. Angleichung der Curricula an Uni-Anforderungen!
II Zurück zur integrativen Ausbildung
Die ersten 4 Semester für alle Lehrämter im Pflichtschulbereich sollten aus einer gemeinsamen Ausbildung bestehen. Erst danach sollte man sich spezialisieren. Im Hinblick auf eine einheitliche Ausbildung für alle Lehramtsstudierenden wäre das ein sinnvoller erster Schritt. Der Gedanke, der hinter der integrativen Ausbildung steht ist jener, dass sich Lehrer/innen durch ihre Fähigkeit zu Lehren auszeichnen, deshalb sollte die Basisausbildung für alle gleich sein. Außerdem würde die gemeinsame Ausbildung einen Grundstein für die spätere Zusammenarbeit von VS-, HS-und ASO- Lehrenden legen. Es müssten zumindest grundlegende Lehrveranstaltungen für alle - d.h. nicht studiengangsspezifisch – angeboten werden, verschiedene weiterführende Schwerpunkte sollen für gewisse Studiengänge verpflichtend, für andere als wählbar angeboten werden.
III Mehr Demokratie! Weg mit der Top- Down- Hierarchie!
• Demokratisierung
Die Studierenden (ebenso Lehrende) müssen nicht nur Mitsprache-, sondern auch Mitbestimmungsrecht haben. Es sollte regelmäßige Versammlungen der Studierenden untereinander, der Lehrenden untereinander (Verpflichtende Dienststellenversammlungen oder Konferenzen!) und der Studierenden und Lehrenden geben, in denen Austausch, Diskussion von Problemen usw. möglich sind.
• Evaluationskultur
In diesem Zusammenhang fordern wir auch die Entwicklung und Etablierung einer Evaluationskultur an der PH. Die ÖH als Anlaufstelle für Probleme muss ausgebaut und aufgewertet werden.
• AnsprechpartnerInnen???
Der Sandsack samt Boxhandschuhen vor dem Rektorat ist Symbol dafür, wie an der PH mit freiem Meinungsaustausch umgegangen wird. Eine Führungskraft, die ein Unternehmen auf diese Art und Weise führt, hat sich selbst disqualifiziert! Wir fordern eine Demontage dieses Mahnmahls gegen jede Demokratie!
IV Verbesserungen in der Schulpraxis
• PraxislehrerInnen- und schulen
Die Besuchsschullehrer/innen müssen sowohl pädagogisch kompetent sein, als auch qualifiziert für die Arbeit mit Studierenden. Wenn es zu wenige gibt, müssen sie (besonders auch engagierte Lehrer/innen, sowie Lehrer/innen von reformpädagogischen Schulen) vermehrt angeworben und ausgebildet werden.
• Differenzierung bei den Schulpraktischen Studien
Dass eine geblockte Tagespraxis ev. für HS Studierende wegen der Fächerverteilung schwierig und weniger durchführbar ist, bedeutet doch nicht, dass man sie nicht für VS- oder ASO- Studierende trotzdem einführen kann. Warum wird hier nicht differenziert?
V Aufenthaltsräume für Studierende!
Es gibt nach wie vor keine Aufenthalts- und Studienräume für die Studierenden. In den Pausen müssen die Studierenden auf den Stiegen und am Boden ihre Zeit verbringen und dort sogar lernen! Welches Bild soll damit nach außen transportiert werden? Der Imageschaden ist beträchtlich, die Zustände für die Studierenden untragbar!
VI Fragwürdiger Umgang mit den Adressen der Studierenden!
Die ÖH an der PH Wien ist Informationsdrehscheibe, bekommt jedoch nicht die Mailadressen der Studierenden, um Informationen auch weiterleiten zu können. Hingegen werden die Adressen der Studierenden leichtfertig für Befragungen weitergegeben.
VII Mehr Reformpädagogik und Schulentwicklung!
Reformpädagogische Modelle werden in unserer Ausbildung nur gestreift. Wir wollen Reformpädagogik-Seminare und reformpädagogische Didaktik! Auch über neue, alternative Schulmodelle werden wir kaum informiert. Das ist untragbar! Wir sind die Zukunft der Schule und der Bildung!