Konkrete Forderungen der Agru Biologie und Lehrenden der Biologie
Die Arbeitsgruppe Biologie hat sich gemeinsam mit Lehrenden, die erkannt haben, dass der Protest nur gemeinsam zu seinen geforderten Zielen zu leiten ist, im Allgemeinen solidarisch erklärt und dabei folgenden Punkten zugestimmt: freie, kritische und exzellente Bildung, die uneingeschränkte Möglichkeit, diese (ohne jeglicher Diskriminierung) in Anspruch zu nehmen, zudem verstärkt demokratische Strukturen und mehr Eigenständigkeit der Universitäten, sowie deren gänzlich staatliche Ausfinanzierung. Ausgehend von diesen Grundsätzen werden weitere, nämlich konkrete Probleme an der Biologie und deren mögliche Lösungen erarbeitet:
1. Budget – Die langfristige Ausfinanzierung der Universität muss gewährleistet werden
2. Struktur des Studiums
Veränderungen allgemein
i. Das Curriculum muss durch mehr freie Wahlmöglichkeiten und weniger Pflichtfächer flexibler sein und die individuelle Gestaltung von Studium und Stundenplan erlauben.
ii. Im Rahmen der Schwerpunktsetzung im Bachelor muss die freie Wahl des Grads und Zeitpunkts der Spezialisierung gewährleistet sein. Dies muss auch die Möglichkeit eines allgemeinen Biologie-Bachelors beinhalten.
iii. Ein breiteres Angebot an alternativen Lehrveranstaltungen innerhalb eines Moduls liegt im Interesse der Studierenden (mehr Wahlmöglichkeit), löst das Platzproblem und ermöglicht somit individuelles und effektives Studieren.
iv. Wir stehen für sinnvolle Voraussetzungen für Lehrveranstaltungen, die von den Lehrenden der jeweiligen Veranstaltungen mitbestimmt werden. Will heißen: als Voraussetzung einzelner Lehrveranstaltungen statt gesamter Module.
Konstruktive Umsetzung des Bologna-Prozesses
i. Die adäquate, positive Umsetzung der Bologna-Richtlinien soll Flexibilität und Mobilität ermöglichen und erleichtern. Absolvierte Lehrveranstaltungen müssen an nationalen wie internationalen Universitäten problemlos angerechnet werden können. Die derzeitige Umsetzung der Bologna-Richtlinien läuft jedenfalls dem ursprünglichen Geist zuwider.
ii. Faire ECTS-Punkte: Die Zahl der ECTS-Punkte muss dem tatsächlichen Arbeitsaufwand der Studierenden entsprechen. Eine funktionierende Leistungsrepräsentation ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Anrechenbarkeit einer Lehrveranstaltung. Dabei gilt die studierendenzentrierte Evaluierung des Lernaufwandes.
Bachelorstudium
i. Der Beginn des Studiums soll in erster Linie der Orientierung und Aneignung einer breiten biologischen Grundbildung dienen. Dazu ist ein breiteres Angebot an Einführungsvorlesungen unerlässlich.
ii. Prüfungen sollen nicht als selektive Barrieren zur „Studienplatzbewirtschaftung“ herangezogen werden. Soll heißen: keine Knock-Out Prüfungen.
iii.Zu Beginn jedes Semesters soll eine umfassende und sachliche Informations- und Begrüßungswoche stattfinden, um StudienanfängerInnen einen breiten Einblick in Ablauf des Studiums, Studienrichtungen und Departements an der Biologie Wien zu gewähren.
Masterstudium
i. Der freie Zugang zum Masterstudium jeweiliger Wahl muss gesetzlich gewährleistet werden.
ii. Es muss eine Vorzieh-Regelung für Master-Lehrveranstaltungen eingeführt werden. Wenn jemand mit dem Bachelor soweit fertig ist, dass ihr/ihm nur mehr wenige Prüfungen und/oder Lehrveranstaltungen zum Abschluss fehlen, sollte die Möglichkeit bestehen, mit Master-Lehrveranstaltungen zu beginnen.
Diplomstudium
i. DiplomstudentInnen müssen die Möglichkeit haben, ihre Studiengänge ohne Zeitdruck zu beenden. Dazu bedarf es sowohl des entsprechenden Lehrangebots als auch durchdachter Äquivalenzlisten.
Verbesserung des Anmeldesystems
i. Die Punktevergabe bei dem derzeitig intransparenten Anmeldesystem schränkt Studierende in ihrer Produktivität ein. Den Studierenden muss es ermöglicht werden, alle Veranstaltungen und Prüfungen, für die sie die Voraussetzungen erfüllen, absolvieren zu können.
ii. Derzeit führt die Kombination aus Curriculum und Struktur des Anmeldesystems dazu, dass man die Mindeststudiendauer im Normalfall überschreitet.
3. Lehre
Allgemeines
i. Die Prüfungstaxen müssen abgeschafft werden, da diese Pflichtlehrveranstaltungen fördern und so indirekt die Diversität der Lehre beschränken.
ii. Speziell in den ersten beiden Semestern sollen StudienanfängerInnen die Möglichkeit haben, durch den Besuch von lehrveranstaltungsbegleitenden Tutorien Unklarheiten zu beseitigen, ihr Wissen zu vertiefen und zu festigen, um so die anfänglichen Hürden des Studiums leichter zu bewältigen.
iii. Diese Tutorien könnten entweder von Studierenden höherer Semester gegen Bezahlung abgehalten werden, oder aber von Lehramtsstudierenden, um bereits früh praktische Lehrerfahrung zu sammeln. Deren Aufwand könnte auch durch ECTS Punkte anerkannt werden.
iv. Auch in späteren Semestern sollen mehr Tutorien angeboten werden, im Rahmen derer sich Studierende auf das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten, wie auch auf das kritische Umgehen mit Primärliteratur konzentrieren können.
v. Die organismische Biologie muss ebenso wie die Verhaltensbiologie an der Universität Wien erhalten bleiben, da die Forschung in diesen Gebieten in Wien sowohl lange Tradition hat, als auch wissenschaftlichen Weltruf besitzt.
Personal
i. Beendigung der prekären Dienstverhältnisse an den Universitäten.
ii. Bedingte 50%-Frauenquote: Anstellungen nach Eignung, wobei bei gleicher Qualifikation Frauen zu bevorzugen seien.
iii. Es soll eine ergänzende Frühförderung von Frauen geben und weiterführende Anreize geboten werden, die zu einer naturwissenschaftlichen Karriere motivieren.
iv. Es soll an allen biowissenschaftlichen Standorten einen Betriebskindergarten geben, um Familie und Beruf besser vereinen zu können.
v. Es soll für externe LektorInnen ein gemeinsames Dienstzimmer zum Abhalten von Sprechstunden und zur Vorbereitung geben.
4. Demokratisierung, Autonomisierung und Transparenz der Universität
i. Den Studierenden muss mehr Mitspracherecht bei der Erstellung des Studienplanes eingeräumt werden, damit deren Interessen stärker zur Geltung kommen und diese sich auch im Studienplan niederschlagen. Dies könnte durch Evaluierungen des Curriculums geschehen.
5. Räumlichkeiten
i. Für Studierende sollen mehr Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, um die Interaktion untereinander zu verbessern und vernetztes Lernen zu ermöglichen.
Zusätzlich werden an Dekan Dr. Seidler folgende Anregungen weitergeleitet:
- Intensivere Nutzung der e-learning Plattform
- Mehr Information zu Lehrveranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis
- Einrichten der Mülltrennungsmöglichkeit