Diskussion:Schadensdokumentation AG

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Vorbemerkung

Wir hoffen, dass das hier vorgeschlagene Schema der Strukturierung der Diskussion übersichtlich, leicht erschließbar, konstruktiv und nicht diskriminierend ist. Wenn Ihr dies auch so seht, bitten wir Euch, das angefangene Schema fortzusetzen, andernfalls, ein besseres Schema vorzuschlagen.

Wir weisen außerdem darauf hin, dass die Wiki-Seite frei und für jede_n offen zugänglich ist. Die Reaktionen sind also nicht notwendigerweise Reaktionen der AG (die als imaginäres Konstrukt per se ohnehin keine Meinung haben kann), und auch nicht ihrer Mitgliederschar, die ja, wie alle Strukturen in diesem Audimax-Projekt, keine fest definierten Grenzen (also keine feste Unterscheidung zwischen 'drinnen' und 'draußen') kennt. Ihr seid also eingeladen, hier eine freie, faire und hoffentlich konstruktive Diskussion zu führen. Aus Fairness den anderen PosterInnen gegenüber bitten wir Euch nur, Postings von anderen UserInnen nicht ohne deren Einverständnis abzuändern (abgesehen von nicht sinnverändernden Korrekturen wie Rechtschreibung, Gendering oä). Wir behalten uns jedenfalls vor, rassistische, sexistische, rechtswidrige oder sonstwie diskriminierende Inhalte unkommentiert zu entfernen.

Fragen, Anregungen, Kritik und Reaktionen

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Ich hoffe, euch ist bewusst, dass ihr mit der Schadensdokumentation sensibel umgehen müsst, denn wenn sie öffentlich ist, wird sie ohne Zweifel von den Gegner_innen der Besetzung für Propaganda benutzt werden.

Re:

Danke für den Hinweis. Wir werden sehen, wie die bisherige Schadensbilanz tatsächlich aussieht, aber wir gehen davon aus, dass wir sie sogar als Argument gegen die Gegner_innen verwenden können, da die bisher in den Medien kursierenden Zahlen meist auch die verwaltungstechnischen Kosten für die Hörsaalumbuchungen beinhalten, dies aber nicht immer explizit erwähnt wird. Deshalb gehen viele jetzt davon aus, die Sachschäden würden bereits in die fünfstelligen Beträge gehen, was sicher nicht stimmt.

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Graffitis oder andere Wandmalerein greifen Gebäude in ihrer Substanz nicht an und die Definition als "Schäden" mag zwar juristisch korrekt sein, bleibt aber inhaltlich verfehlt. Warum sollten sich ausgerechnet revoltierende Studierende für den Schutz von Eigentum einsetzen? Letzteres bedeutet in erster Linie Ausschluss von der Entscheidungsgewalt durch Andere als die zuständigen Autoritäten. Dieser Ausschluss und diese Manifestation von Herrschaft ist eine Form der Gewaltausübung, der gegenüber auch reale Beschädigungen staatlichen Eigentums marginal sind. Ihr ruft eine der Autoritäten an, ja wollt sogar konstruktiv mit ihr zusammen arbeiten, welche die bestehenden Verhältnisse ordnen und uns einen Teil gerade der Gemeinheiten bescheren, gegen die wir gerade protestieren. Ihr naturalisiert so die gegebene gesellschaftliche Struktur und reproduziert die vorherrschende Ideologie. Dokumentiert doch lieber die Schäden, die Studiengebühren Nicht-EU-Staatsbürger_innen zufügen oder die Schäden, die die Aussortierung durch Zugangsbeschränkungen mit sich bringen.


re: nach meinem verständnis wird hier ja nicht gegen die universität revoltiert, sondern gegen ein politischen system in dem bildung einen stellenwert hat der erschreckend ist. niemand will und kann irgendjmdn daran hindern graffitis oder ähnliches anzubringen. eher geht es hier darum eine kommunikationskultur zu dokumentieren und untersuchen. graffitis leben auch von den reaktionen die sie auslösen, wenn also jmd. meint sie löschen zu müssen weil er/sie sich vom inhalt des graffitis angegriffen oder beleidigt fühlt (oder aus welchen gründen auch immer), ist dies teil einer kommunikationsstrategie welche streetart nunmal verfolgt!

es geht auch nicht nur um graffitis! bei der beschädigung historischer statuen ist mir der zusammenhang zu den politischen protesten nicht klar. das sind kulturgüter die keineswegs representativ für unser absurdes politiksystem stehen!

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Wer beurteilt, was als "Sachbeschädigung" gilt? Wie wird die Höhe der "Sachschäden" "berechnet"? Wer gestaltet "unsere" Uni [mit]? Etwa wir Studierende? Wer bestimmt, was wo wie "gesagt" werden darf? Nur noch amtliche Hinweise, um ein effektiveres sich-Zurechtfinden in den - [ironie: on] auch ohne "Schmierereien" schon [ironie: still on] - viel zu unübersichtlichen Hallen und Gängen der Uni zu ermöglichen?

Logisch: Wenn wir davon ausgehen, dass nur diejenigen Menschen, die - meist mit sehr fragwürdigen Definitionen der Begriffe "Bildung", "Mitbestimmung" etc. - in entsprechenden Positionen sitzen, bestimmen können, wie "unsere" Uni aussieht und deshalb für jedes Graffiti 10 mit Zahnbürsten bewaffnete Leute anstellt, um "Recht und Ordnung" wieder herzustellen, dann kommen da schon ganz schöne Summen zusammen.

Dass das bis vor kurzem vorHERRschende sterile Bild, welches der wissensvermittelnden - und daher per definitionem politischen - Institution Universität einen pseudo-unpolitischen Charakter verleihen möchte definitiv nicht von allen Studierenden mitgetragen werden will, stellt in meinen Augen eine der wenigen emanzipatorischen politischen Handlungen dieser Proteste dar.

Re (2+3):

Für all jene, die die Bezeichnung 'Schäden' für unangemessen halten, möchte ich nur anmerken, dass wir dies nicht wertend meinen. Wir haben das Wort einfach nur gewählt, weil es juristisch definiert ist und somit unproblematisch sein sollte. Man könnte auch 'Bleibende Veränderungen, die die Uni-Leitung wieder rückgängig machen lassen wird' dazu sagen. Nachdem das Rektorat teils ja sogar dazu gezwungen ist, und dies sicher nicht billig sein wird, wollen wir dabei einfach unsere Hilfe anbieten, weil wir eben ein Netzwerk von Leuten mit Restaurierungs-Know-How und Zugang zu Materialien auf die Beine stellen können. Der Name der Arbeitsgruppe legt vielleicht nahe, dass wir den Verursachern nachspüren wollen, was nicht der Fall ist. Ursprünglich hieß die Gruppe ja Beseitigung, wir haben nur im Zuge der Diskussion festgestellt, dass eine sinnvolle Beseitigung erst nach vorheriger Dokumentation möglich ist, deshalb, und weil wir ständig wegen Kleinigkeiten angerufen wurden, haben wir uns umbenannt. Aber vielleicht ist der neue Name ja ein wenig unglücklich gewählt.

Jedenfalls sollte man sich vor Augen halten, dass die Beseitigung geschehen wird, egal ob mit oder ohne uns.


Auch wir sehen Graffitis als ein politisches Medium und Signal, das auf keinen Fall aus unserer Kultur wegzudenken ist (auch nicht illegale bombings). Was wir wollen, ist nicht uns einem System zu unterwerfen und die ideologischen Inhalte zu reproduzieren, sondern einfach nur präventiv zu agieren und ein gewisses Bewusstsein zu schaffen, auch um ganz einfach falsche Wiederherstellungsmethoden zu verhindern. Denn dieses Gebäude fungiert nicht nur als Eigentum des Staates, sondern auch als ein historisches Dokument, das in seiner Lesbarkeit erhalten werden sollte. Natürlich wächst auch ein Kunstwerk und man sollte keineswegs bestimmte Graffitis in ihrem Inhalt nicht ernst nehmen, jedoch haben inhaltslose Schmierereien (oft bestehen diese nicht mal aus Worten,sondern man hat einfach mal probiert ob die Dose noch funktioniert), die sehr wohl die Substanz bestimmter Materialien zerstören können, keinen Platz bei diesen Protesten und sind sicher nicht konsensgerecht.

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Frage: geht es darum Räume zu schaffen in den wir uns wohl fühlen (sprich wo auch unsere kulturellen Bedürfnisse, auch das Bedürfnis nach Kommunikation) zu schaffen? Was bezweckt es/ wem nützt es sterile und verwertbare Räume/ Flächen zu haben?

Re:

Würde jetzt mal spontan sagen: de gustibus non est... Der Einen/Dem Einen mögen ja sogar glatte und sterile Strukturen gefallen, dem/der anderen auch wieder nicht. Auch wenn letzteres möglicherweise auf eine Mehrzahl der BesetzerInnen zutrifft, stellt sich doch die Frage, mit welchem Recht wir diese historischen Dokumente unwiederbringlich (siehe Erläuterung Zum Verständnis von Schäden), und somit nicht nur für alle nicht am Protest Beteiligten sondern auch für alle künftigen Generationen, ohne Regeln verändern dürfen.

Jedenfalls lässt sich sagen: de factis non est disputare, und im Fall der Sachbeschädigung hat der Gesetzgeber jedenfalls Fakten geschaffen (Sachbeschädigung an denkmalgeschützten Gebäuden ist übrigens schwere Sachbeschädigung - strafrechtlich relevant!)

Räume nach unseren Vorstellungen gestalten können wir ja auch mittels aller Art von Dekorationen die keine bleibenden Schäden verursachen, und zur Neugestaltung der Wände möchte ich nochmal auf die schonende Möglichkeit der Verwendung von Kreide hinweisen (die noch dazu den Vorteil hat, dass nicht eine/ein Einzelne_r seine/ihre Vorstellungen einer hübschen Wand allen anderen bis zur Renovierung aufzwingt, sondern dass die Bilder auch regelmäßig und nach den Vorstellungen Vieler wieder verändert werden können).