Allmendifiziere* Alles, Jetzt.

Aus Unibrennt Wiki (Archiv)
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Allmenden, Gemeingüter und geteilte Ressourcen müssen durch den Akt der Besetzung geschaffen werden, durch Rück-Aneignung. Sie können nicht einfach von den Besitzer_innen übergeben werden.

Proteste haben keine deutlichen Anfänge und Ausklänge; sie erblühen auf dem Mist alltäglicher Unterdrückung und Ausbeutung. Sie entziehen sich den üblichen Machtstrukturen, indem sie Räume formen und sich Zeit nehmen, um sich dem versprochenen Lebensentwurf zu verweigern und neue zu kreieren.

Vor einem Monat am Schillerplatz wurde eine Antwort verkündet, mit zerbrochenem Glas und der Sirene des Feueralarms; Feuerwehr, Feuerwehrleute, Presse, inszeniert auf einem 25 Meter großen Dollarzeichen, das sich bis in die privatisierten Hallen erstreckt, die nun eine von vielen „brennenden“ Universitäten darstellen. Nach Redebeiträgen und Forderungen verkündete eine zögerlich fragende Stimme: „Die Akademie ist hiermit besetzt!“. Für einen Moment blieben alle ruhig – in einer vereinten Unsicherheit vielleicht darüber, was eine Besetzung eigentlich genau bedeutet, einem Nicht-Verstehen, was als nächstes passieren sollte. In der befreiten Aula wurden dann eine Reihe von entscheidenden Fragen gemeinsam aufgebrochen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass was passiert ist, aus einem kollektiven und gemeinschaftlichen Prozess des Wissens entstanden ist – aus der Frage, was wir wollen, und wie wir es erreichen können. Ein Prozess, in dem das Wissen begann, selbst produktiv und ein aktives Element zu werden. Eine Praxis eingebettet in einem Kampf gegen Hierarchien, gegen die Logik von Management und Lehre, und gegen des Wissens’ ‚Produktion’.


Wer wird SklavIn der neuen MA*stars?

Wie kann man einer Person etwas sagen, ohne den Avant-Garde-Rang der Wissenden zu beanspruchen? Ist es nicht unsere politische Aufgabe, das Recht auf Unwissenheit einzufordern, „Schleich dich!“ zu sagen zu unseren vermeintlichen Führungskräften und der Möglichkeit, Sie zu werden, die ÖH abzuservieren für das Plenum, und zu beginnen, die vielen Hierarchien abzubauen, die von Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen erschaffen wurden? Wissen gibt es nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb der Universitätsgebäude; ihre Wände werden niedergerissen und mit neuen Preisschildern wieder hochgezogen. Die Frage ist nicht, wie man den Elfenbeinturm neu erbauen kann, sondern wie man die Unterwerfung zur Wissensproduktion verhindern kann. Was können wir an den Universitäten tun, um die Ausbeutung, die durch ihre Gänge fließt, zu bewältigen? Gewerkschaften und Hochschülerschaften werden überflüssig gemacht von einem Wissenskapitalismus, der alle Menschen dem „lebenslangem Lernen“ zu unterwerfen beabsichtigt: der Anforderung, sich immer und ewig weiterzubilden in Schulungen, um unsere Posten als Lohnarbeitende zu behalten. Es gibt nicht mehr „Studierende“ oder „Arbeitende“; sondern nur noch Leute, die in verschiedenen Graden von Prekarisierung und Ausbeutung leben und die unbedingt neue Organisationsformen brauchen.


Hast du diesen ungeordneten Müll geschrieben, oder ich? Oder haben wir das irgendwie gemeinsam getan?

„Under-standing“ (Verstehen - Unterstehen) ist nicht länger möglich; nicht die Trennung zwischen Lehrenden und Studierenden, nicht die Authorität des Staates, und auch nicht die Forderung, etwas zu verstehen. Laßt uns „under-standing“ verweigern und stattdessen aufstehen. Zu lehren ist eine intensive Lernerfahrung – zu studieren ist ein Verblödungsprozess, bei dem die Studierenden von den Erklärungen der Lehrenden abhängig gemacht werden. Warum sollte man diese Hierarchie nicht sprengen und eine Gemeinschaft von Lehr-LernerInnen schaffen? Die Wörter „LehrerIn“ und „StudentIn“ passen nicht in einen Lern-Raum. Das Problem ist nicht, dass Lehrende bezahlt werden – es ist, dass Studierende nicht bezahlt werden. Die Arbeit von Studierenden produziert Profite, sei es direkt für die Professor_innen, für Firmen durch Sponsoring der Universität, durch beschissene mcjobs®, um ihre Miete und Studiengebühren zu bezahlen, oder indem sie einfach ihre ihnen zugedachte Rolle in der Reproduktion des Kapitalismus spielen. Bezahlen müssen um die eigene Arbeitskraft in der Bildungsfabrik ausgesaugt zu bekommen verdient die Bezeichnung Hyper-Ausbeutung; Studierende bearbeiten ihr eigenes Leiden, sind Konsument_innen und Konsumierte, Manager_innen und Gemanagte. Es ist Zeit, dass Studierende Lohn verlangen und sich unterdessen mit allen anderen Formen bezahlter und unbezahlter Arbeit zusammenschließen.

Wie kann mensch Ignoranz begrüßen, und Leuten erklären, dass sie wichtig ist, notwendig vielleicht?

Lernen findet außerhalb der Kategorien „Lehrende/Studierende“ statt, oder rudimentärer gesagt, die konstruierte Diskrepanz zwischen dem Wissen der Lehrenden und der Ahnungslosigkeit der Studierenden existiert nicht. Diese bietet die Basis für die Konstruktion einer Kapital-Arbeits-Beziehung im Klassenraum, bei welcher die Studierenden die gehorchenden Arbeitenden spielen – bezahlt mit Zeugnissen - im Gegensatz zu Lehrenden, die in Besitz der Wissensproduktionsmittel sind. Solange diese starren Bedingungen bestehen, gibt es keine Möglichkeit zur Emanzipation, alleine die Chance, gegen Kommiliton_innen im Kampf um den nächsten Managementposten anzutreten.

Lasst uns die Bedingungen aufmischen: Es besteht die Notwendigkeit, sich selbst sowohl als Lernende, mit der Fähigkeit zuzuhören, als auch als Lehrende, mit der Fähigkeit zu Wissen, zu erkennen - um Diskussionen als Menschen und nicht als Funktionen zu beginnen und um den Lernablauf in eine Praxis der Gleichheit einzuschreiben. Keine allwissende avantgardistische Leitung, sondern eine Bewegung, die Fragestellungen und Diskussionen eröffnet. In der akademie der verweigerung existierte die Abwesenheit einer im Vorhinein definierten Bedeutung davon, was genau Besetzung sein sollte, aber gleichzeitig ein geteiltes Wissen darüber, dass wir es eben nicht wissen. Es sind genau diese Orte, eröffnet von kollektiver Ignoranz und gemeinsamem Wissen, an denen faire Voraussetzungen – wie das Potenzial für etwas Anderes, neue Formen der Organisation, Strukturen ohne Hierarchien basierend auf Gleichheit - möglich werden.

Was ist Allmendifizierung?

Es ist die empörte Antwort auf die andauernde Privatisierung von Allem, der Kampf gegen den erstarrten, zerbröckelnden neoliberalen Albtraum, ein Aufstand gegen den Drang, Allgemeingüter einzukapseln, um Zugang und Platz im „freien“ Markt und in destruktiven Wettbewerbssystemen zu limitieren, damit Menschen gezwungen sind für öffentliche Dienste und Institutionen wie Krankenhäuser, Schulen und Universitäten zu bezahlen. Allmendifizierung ist der Gegenangriff - der Kampf gegen die Kommodifizierung unserer Körper und unseres Verstandes. Die Schaffung neuer Gemeingüter durch das zurück-fordern dessen, was allen gehört. Eine andere Welt ist nicht möglich; sie ist notwendig - alles besetzen und ver*all*gemeinern, jetzt.

Eine Gemeinschaft hat sich gebildet, vielleicht ist es eine Gemeinschaft, nennen wir es eine Gemeinschaft, eine Gemeinschaft von Hexen, eine Gruppe von Personen, die solidarisch gegen ein System von Tod und Deadlines und die Zerstörung von Lebensräumen und Leben auftreten.


AG HEXENKRAFT

akademie der verweigerung