Grußbotschaft

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Grußbotschaft an die Studentenschaft!

In den letzten Jahren hat ein Paradigmenwechsel an den Universitäten stattgefunden: es geht nicht mehr um die Auseinandersetzung und Identifizierung der Studenten mit dem Wesen ihres Faches und um die Verinnerlichung der Inhalte ihres Studiums, sondern um das möglichst schnelle und maximale Übertragen von Daten in die Gehirne der Studenten. Durch die ausschließliche Prioritätssetzung ökonomischer Gesichtspunkte findet eine technokratische Einengung in einem Bereich statt, der dringend die Freiheit und Subsidiarität benötigt, die notwendig ist, um innovativ sein zu können und um selbständig und unabhängig für die Gesellschaft wirken zu können. Es hat ein Wandel von der Förderung der Entwicklung geistig flexibler, kritischer und unabhängiger Geister hin zu angepassten Technokraten stattgefunden. Die Entwicklung geht in geradezu missachtender Weise so weit, dass sich die Professoren nichteinmal mehr persönlich von der Entwicklung ihrer Studenten im Rahmen von persönlichen Prüfungen überzeugen, sondern immer mehr die für unsere Zukunft so kostbare akademische Nachkommenschaft durch anonyme Fragebögen mit Mehrfachantworten evaluieren lassen. Der ganze unerhörte Prozess läuft dann unter der Bezeichnung Objektivierung, bedeutet aber nichts anderes, als dass man mit der Studentenschaft nichts zu tun haben möchte, sie auf der einen Seite in Studienlehrgänge hinein stopfen möchte und auf der anderen Seite als leicht austauschbaren akademische Facharbeiter ohne mentalen Horizont entnehmen will, um sie genau definierten, Produktionsprozessen zu übergeben.

Der Bolognaprozess mit seiner Stadieneinteilung in Bakkalaureat/Master/Doktor-Studium schafft im Basisbereich akademische Halbbildung und im Spitzenbereich eine Spezialisierung in engsten Wissenschaftsbereichen, denen in weltfremder Art der Überblick über das Ganze fehlt. Der neugeschaffene Master-Mittelbereich aber wird durch die Existenz des beschriebenen neuen wissenschaftlichen Forschungsdoktorates Ph.D entwertet.

Wir vom ÖHV haben diese Fehlentwicklung schon seit Längerem aufgezeigt und sehen es als logische Konsequenz, dass die Studentenschaft gegen diese inhumane und unakademische Entwicklung auf die Barrikaden steigt.

Es geht um unsere Zukunft - die gegenwärtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Krise wird nur von einem gut gerüsteten, zu Freiheit und Unabhängigkeit ausgebildeten akademischem Nachwuchs zu meistern sein.

Wir fordern daher die Politik auf, sich der Sorgen der Studentenschaft anzunehmen und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Ein Staat ohne freie, unabhängige und kompetente Akademiker, gibt sich selbst auf und hat keine Zukunft!



MR. Dr. WERNER Wolfgang
Arzt für Allgemeinmedizin
Bezirksärztevertreter 10.Bez
Präsident ÖHV-Wien
Sekretär des ÖHV
1100 Wien Weitmosergasse 3
Tel: 01 617 22 68
Fax: 01 617 22 684
mailo:dr.w.werner@aon.at
URL: http://www.drwwerner.aon.at