Konfliktlösung im C1
Gewaltprobleme im C1 In der Nacht auf Dienstag, dem 22.12. haben sich im C1 leider sehr ungemütliche Szenen abgespielt. Ein Student hat die anderen über eine Stunde lang stark angetrunken angepöbelt und vielfach bedroht. Bedauerlicher Weise fühlte sich lange Zeit niemand dazu berufen, Maßnahmen zu setzen. Als endlich doch ein Konsens bestand, den gewaltsamen Störenfried zu entfernen, dauerte es über eine Stunde, ihn mit sanfter Gewalt hinauszudrängen. Nicht etwa, weil lauter körperliche Schwächlinge unterwegs waren, sondern wegen mangelhafter Entschlossenheit. Kaum war der untere Notausgang vorschriftswidrig versperrt, drang der Gewalttäter oben am Haupteingang wieder ein und wollte sich erneut mit Zwang Zutritt verschaffen. Schließlich kapitulierte die Menge und ließ ihn herein.
Durch konsequentes Nichteinschreiten und feiger Ignoranz haben wir es geschafft, alle unsere friedlichen Ziele dem Gutdünken und der Gnade weniger Raufbolde unterzuordnen und de facto eine Feudalherrschaft geduldet. Außerdem bieten wird durch solch primitive Vorkommnisse allen unseren Gegnern eine willkommene Gelegenheit, mit einfachsten Methoden den Protest weiter zu stören und kriminelle Handlungen zu provozieren. Die medialen Auswirkungen eines Raufhandels im C1 wären katastrophal, eine Räumung nur logisch.
Auf meine Frage, wann denn endlich wer die Polizei einschalten würde, wurde ich von friedlich aussehenden, aber hirnlosen Anarchos beschimpft und beleidigt. Zum einen lebten wir in einem „Polizeistaat“ und erleiden seitens der Polizei „Repressalien“, was mich schon zum vierten Mal in die Nähe von faschistischen Regimes gerückt hat, zum anderen seien „wir“, und damit auch ich daran „schuld“, dass der Täter „zuwenig freundlich behandelt wurde“. Meine Argumente, dass wüste Pöbelei keineswegs geduldet werden darf, also eine Täter- Opfer Umkehrung nicht zulässig ist und außerdem solche Ausdrücke wie „Polizeistaat“ den Faschismus übelst verharmlosen, wurden mit weiteren Beleidigungen gegen mich kommentiert. Da diese beiden hirnlosen Anarchos leider nicht die einzigen sind und ich wiederholt in diese Richtung beschimpft wurde- von verschiedenen Personen, kann ich den Protest nicht mehr mittragen. Außerdem bin ich um meine Sicherheit besorgt, wenn Anarchie zur Duldung von schlimmer Gewalt führt. Für alle die jetzt die Vorkommnisse verharmlosen wollen: Gefährliche Drohung ist eine schlimme Gewaltform, da gibt es nichts zu beschönigen.
Ich wünsche allen vernünftigen Menschen ein friedliches Weihnachtsfest und hoffe, dass die Bewegung sich bald dazu aufrafft, diese selbstzerstörerischen Vorwürfe zu ächten, sodass ich mich wieder beteiligen kann. Es wäre schön, wenn bis Silvester eine versöhnliche Erklärung online gestellt würde, die jede Verharmlosung und Bagatellisierung des Faschismus- auch durch überzogene Vergleiche- verurteilt und die Entfernung von gewalttätigen Menschen mit allen angemessenen und notwendigen Maßnahmen empfiehlt.
Elena
Kritik Bitte fährt mal alle wieder die Dramatik runter! Deratige Szenen bitte nicht zu heiß kochen. Der C1 ist ein friedlicher Ort.
War keiner von euch im Audimax nachts? Da hattest du ständig extremere situationen und mit kühlen kopf, reden und krisenfesten besetzerInnen konnte die situation immer friedlich und ohne verletzungen oder dergleichen geregelt werden. der C1 muss halt auch erst lernen, dass er leute, die sich nicht an die spielregeln halten aus dem besetzten raum rausfliegen. wenn die troubles zu groß werden, fragt einfach mal bei den ehemaligen mitgliedern der Erste Hilfe und Krisen AG nach, die haben derartige situationen fast täglich und mehrfach gehabt und wissen recht gut wie man in derartigen situationen deeskalierend umgeht. lg
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Reaktionen: Vielen Dank Elena für deine "konstruktive" Kritik, vor allem die Form und das Forum ausgezeichnet gewählt!Ich finde es einen Wahnsinn die Situation so darzustellen. Wie du richtig sagst wurde der "Störenfried"(wär nicht meine formulierung, find grad keine) mit sanfter gewalt rausgedrängt. Dauert 1 STunde. Schlimm. Einfach in den Schwitzkasten und raus mit dem A****?!? Es ging nicht um mangelnde Entschlossenheit, man wollte einfach eine Eskalation vermeiden. Nur weil wir nicht gleich die Polizei rufen wollen, sondern konflikte auf unsere Art, unter Einbeziehung aller Beteiligten (wenn noch möglich) lösen wollen, dass lange dauern kann und wir nicht rabiat sein wollen, sondern auf Einsicht hoffen uns als Kollektiv vorzuwerfen wir wären nicht entschlossen und feige ist eine Frechheit. Wenn Leute, dass Gefühl haben in einem Polizeistaat zu leben, sollte man sich Ihre Argumente vielleicht mal anhören und vielleicht überdenkt man dann die Position in einem freien Land zu leben. Ich denke da an: Marcus Omufuma, Florian P. , als Unfall getarnte Brandanschläge in Kärnten während der EM, Folter von Schubhäftlingen durch WEGA Beamte, Operation Spring, Cheibani Wague. In keinem dieser Fälle (und es gibt noch viele die medial nicht so präsent waren und zum Glück nicht tödlich endeten) wurden die Verantwortlichen wirklich zur Rechenschaft gezogen. Niedrige Haftstrafen, meist auf Bewährung, sind noch das höchste der Gefühl, meistens blieb es bei Versetzungen in den Innendienst oder sogar Freisprüchen. Wir sprechen hier aber nicht von Kavaliersdelikten sondern von Mord, Folter, neonazistischen Brandanschlägen und einer von der Polizei und Staatsanwaltschaft instrumentalisierten Gerichtsbarkeit.
Sorry fürs Abschweifen, das musste sein. Elena Ich bin froh, dass wir Konflikte anders angehen als der Großteil der Gesellschaft. Dass darf auch ruhig länger dauern. WEnn du dir um die Medienpräsenz sorgen machst, dass hier wurde auf Standard zitiert. Gewalt im C1! Es kam gestern Abend weder zu einem Raufhandel, noch zu einer Watschen - nix da. Ein Mensch wusste nicht wie er sich aufführen soll, war ein A****loch und wurde rausbefördert. Was also ist dein Kritikpunkt, hätten wir Ihn verprügeln sollen?
ORF schreibt zitiert von dem wiki: http://wien.orf.at/stories/411738/ wir sollten uns echt überlegen wie ma damit umgehen ...
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Liebe Elena,
wenn ich mich recht erinnere, bestand oder besteht in diesem besetzten Raum, der von der Zielsetzung lebt, herrschaftsfrei zu sein, der Grundsatz keine Diskriminierungen zuzulassen. Damit wird ein Rahmen geschaffen, um bestehende Herrschaftsverhältnisse, seien es Geschlechterrollen, Vorurteile jeglicher Art, soziale Hierarchien etc etc, zu hinterfragen und es nicht zuzulassen, dass Macht zentralisiert wird.
Dein Bild vom "hirnlosen Anarchisten" widerspricht dieser Intention, nicht dieselben gesellschaftlichen Vorgangsweisen zu übernehmen, die nur durch Ausschluss und Exklusion und nicht durch Intervention und Einfühlungsvermögen versuchen, Herausforderungen für eine Gemeinschaft zu lösen.
Anarchie führt keineswegs zur "Duldung von Gewalt" - deine "hirnlosen Anarchisten", wer auch immer das sein mag, versuchen nur, sich an einer Ordnung ohne Herrschaft zu versuchen, damit sich nicht nach 2 minuten bereits exekutive, legislative und judikative bilden, die dann herrlich legitimiert eine/n nach der/m anderen rausschmeißt ohne 2 sätze zu wechseln. Mensch kann nicht fordern, nach der Polizei als "Zuständige" zu verlangen, und gleichzeitig von den Anwesenden verlangen, Zivilcourage zu beweisen und sich verantwortlich zu fühlen. Das eine schließt das andere aus.
Ich muss zugeben, ich war nicht anwesend zu dem besagten Zeitpunkt. War bestimmt eine beschissene Situation für dich und du hast dich nicht verstanden gefühlt. Aber ich denke nicht, dass wir eine andere Möglichkeit haben, diesen Lernprozess und diesen herrschaftsfreien Rahmen beizubehalten, als auf Aufmerksamkeit und kollektive Verantwortung zu zählen. Es gibt immer gewisse Arschlöcher, die besonders nervig sind, is klar. Aber bitte hör auf "hirnlose Anarchisten" mit dem Vorwurf von "konsequenten Níchteinschreiten" zu diffamieren.
Es muss eingeschritten werden, bei gebauter Scheisse müssen aufmerksame ZeugInnen einschreiten, sich zuständig fühlen und nicht wegschauen, aber mensch muss sich sicherlich nicht Mechanismen bedienen, die uns in dieselbe Gewaltspirale führen würden, wie wir sie VOR der Tür haben.
Aber wie bereits schon erwähnt, ist sich die Situation äußerst günstig ausgegangen und du findest deinen erfahrungsbericht wohlgesonnen zitiert in diversen Medienberichten.
Liebe Grüße,
ein zu jenem Zeitpunkt leider nicht anwesender hirnloser Anarchist
aber natürlich sollte man auch allein schon aus strategischen überlegungen nicht vorschnell die polizei rufen, sonst liefern wir dem rektorrat die nächsten anlässe, öffentlich eine räumung rechtfertigen zu können. doch eins ist klar: mit bloser negation des "ordnungs"-begriffs funktionierts auch nicht. weil dann haben wir doch genau das, was wir nicht haben wollen. wogegen wir sind. nämlich einen raum, der frei von ordnungs- und regelungsstrukturen ist, die aber das funktionierende zusammenleben sicherstellen müssten. da kann man fast schon einen brückenschlag zum neoliberalismus machen ;)...faszinierend wie nah beieinander scheinbar entgegengesetzte ideologien oft sind.
wenn sich jemand berufen fühlt soetwas friedlich zu lösen, dann bin damit natürlich einverstanden. wenn dies aber nicht funktioniert, dann muss auch diese gewalttätige Person hinaus befördert werden. nicht von der polizei sondern von uns selbst.
Um hier an die/den Autorin/Autor anzuschließen, darf ich als einer der BesetzerInnen des C1 von der 1. Stunde an sagen, dass in all den 60 Tagen vor der Räumung des Audimax im und um den C1 fast ausnahmslos eine ruhige Stimmung, getragen vom gegenseitigen Respekt vorhanden ist. Dies hat uns allen gut getan, und viele von uns zu einem Team gemacht, in dem wir voneinander lernen konnten und durften.
Die wenigen Regeln - Keine Partyzone im C1- Nachtruhe ab 02.00 bis 11.00 Vormittag des Folgetags - keinerlei Duldung von jedweden Sexismus/Rassismus/Gewaltversuchen und sofortige Reaktion darauf - wurden nahezu vollständig beachtet und eingehalten. Die ganz wenigen Vorfälle, die diesen Grundregeln widersprachen, wurden friedlich und konsequent gelöst.
Das Zusammenleben gestaltet sich seit dem 1. Tag im C1 als sehr angenehm und gemütlich.
Auch bisher haben wir obdachlose Menschen unterstützt und betreut, dies immer unter dem Aspekt der Achtsamkeit jeder Person und ihrer/seiner persönlichen Lage.
Und das tun wir auch weiterhin.
Klar gesagt werden darf hier aber auch, dass es nicht tragbar sein kann und ist, dass gedankenlose Menschen (egal ob StudentInnen oder NichtstudentInnen) hier aus nicht nachvollziehbaren Gründen seit der Übersiedlung vom Audimax in den C1 denken, es sei in Ordnung, jedwede Grundregel des achtsamen Zusammenlebens torpedieren zu können. Jeder obdachlose Mensch inst uns stets willkommen. Es ist jedoch untragbar, wenn unser Angebot auf Gastrecht im C1 dazu benutzt wird, Eigentumsdelikte zu begehen, Mitmenschen anzupöbeln, sexuelle Übergriffe zu tätigen, usw. Hier ist ein klares Handeln gefordert. Obdachlos oder nicht - wer solche Handlungen setzt, ist ohne jeden weiteren Verzug sofort und dauerhaft zu ersuchen, den Freiraum des C1 zu verlassen und auch nicht wiederzukommen. Da ich lange Zeit in der Gruft und auch im Kuckucksnest und Vinzihaus mitgearbeitet habe, darf ich aus Erfahrung sagen, dass a) in allen Institutionen der einfachste Rahmen an achtsamem Zusammenleben notwendig ist und auch einzuhalten ist b) leider einige wenige obdachlose Menschen soweit von jedem Verstehen dieses Grundrahmens sind, das wir hier im C1 sicher nicht in der Lage sind, jedweden Gewalt/Rassismus/Sexismus-Übergriff gefahrlos für uns alle zu ignorieren.
Daher werden wir auch weiterhin die Mitglieder der Security-Firma ersuchen, uns dahingehend zu unterstützen, bei o.g. Übergriffen die tatsetzende Person ruhig jedoch bestimmt aufzufordern, unseren Freiraum zu verlassen. Dies zur Sicherheit von uns allen. Jenen die meinen, aus nicht nachvollziehbaren und völlig unverantwortlichen Gründen diese notwendige Vorgehensweise zur Sicherheit von uns allen zu torpedieren, sei gesagt, dass es hier in keiner Weise um soziales Denken/Handeln geht. Nein, sich hier gegen die Sicherheit von uns allen zu stellen ist nicht mal anarchisch, sondern schlicht und ergreifend dumm und verantwortungslos. Da geht nicht mehr um Einsatz für und Schutz eines obdachlosen Menschen. Dazu stelle ich folgende Frage: Würde jemand, der hier Handlungen/Gefährdungen verteidigt bereit sein, diese gefähdende Person in seinen eigenen vier Wnänden aufzunehmen, um dann zu erkennen, dass es leider in Einzelfällen so ist,dass selbst der einfachste Grundrahmen des Zusammenlebens unbewusst oder bewusst nicht eingehalten werden kann und will.
Ich darf uns allen friedliche und lichtvolle Weihnachtstage wünschen, mit vielen lichtvollen Momenten und Erfahrungen in unserem Freiraum und genauso in unseren Familien.
Mit lieben Grüßen
Peter
Ich finde, FALLS es so weit kommt...
... dass in den Ferien zu wenige Leute im C1 sind, um die "Infrastruktur" aufrecht zu halten und vor allem um auf ein sicheres und respektvolles Miteinander zu achten bzw. allgemein wenn sich die Lage dahingehend verschlechtert, dass Konflikte überhand nehmen, sollte man auch vor weitreichenden Maßnahmen nicht zurückschrecken.
Auch die sicherlich schwierigen Entscheidungen die Polizei zu rufen oder die Uni um eine Räumung des Hörsaals zu "bitten" sollte als Option offen gehalten werden. Außerdem sollten Konflikte intern kommuniziert werden, damit eben gemeinsam Maßnahmen gesetzt werden können, und nicht totgeschwiegen werden.
Ich werde selbst in den Ferien nicht viel im C1 sein, möchte diesen Hinweis aber hier platzieren, weil ich mir denke es könnten weitere kritische Situation entstehen. Außerdem hat eine Besetzung im Rahmen von Unsereuni meiner Meinung nach wenig Sinn, wenn sich gewaltsame Konflikte zu sehr anhäufen, es darüber hinaus aber nicht viel "Programm" gibt. Ich stelle mir vor, ihr Leute im C1 seid sicher auch erschöpft und hattet schon lange keine Auszeit mehr. Ihr müsst, denke ich, nicht um jeden Preis die Besetzung aufrecht erhalten. Denn wie schon oft gesagt, ist die "Bewegung" nicht "tot", wenn Hörsäle nicht mehr besetzt werden. Es ist eben so, dass zurzeit weniger Leute in den besetzten Hörsälen sind, dass kann sich aber nach den Ferien wieder ändern.
Seht dies bitte als Kommentar bzw. Hinweis von "außen". Ich möchte den Leuten im Hörsaal C1 (und auch sonstwo) keinesfalls sagen, was sie zu tun haben.
lg wewa
Hallödie Allemiteinander!
Ich war in jener Nacht im C1 (Größter Hörsaal im Alten AKH welcher noch immer besetzt ist) anwesend in der es mal wiedereinmal zu einer unguten Situation mit einem Besoffenen gekommen ist und hab die Situation als sehr unangenehm empfunden, auch weil wir gerade nach Hause gehen wollten, und zumindest ich, Angst hatte dem Typen draußen alleine wiederzubegegnen. Einerseits war es sehr spannend und lehrreich, verschiedene Lösungsansätze zu versuchen, aber andererseits muss ich ehrlich gestehen, dass wir eigentlich sehr oft erleben, also zumindest ich, dass wir uns nicht mehr mit unseren Kernthemen, nämlich BILDUNG, beschäftigen, sondern mit vielem anderem, wie zum Beispiel Umgang mit Betrunkenen oder sonst irgendwelchen Menschen die alles was mir/uns wichtig ist, negieren bzw ignorieren.
Freiheit ist wichtig, aber sie endet, für mich, dort wo sie die Freiheit anderer Menschen einschränkt!
Also es ist wichtig und lehrreich mit solchen Menschen und Situationen umgehen zu lernen, aber nicht ununterbrochen und die ganze Zeit! Leider sind wir, meiner Ansicht nach oft zu gutgläubig, gutmütig, zu lang zu tolerant und zu inkonsequent! Wir haben im Audimax über Wochen lang immer und immer wieder leuten die sich immer und immer wieder disqualifziert haben, wahrscheinlich nach zu viel Zeit und Raum, gegeben und nicht konsquent Konsequenzen gezogen. Ich finde wir sollten aus diesen "Fehlern" lernen und das nicht weiterhin tun....als ich gestern auf der Weihnachtsfeier im C1 war, ist der Typ wieder ganz still und leise...."ich bin unsichtbar" zur Türe hereingeschlichen gekommen, ich bin aufgestanden und hab mit einigen anderen damals Anwesenden gesprochen, und wir haben gemeinsam überlegt ob und was wir machen sollten. Leider haben wir dann doch, ich weil ich keine schlechte Stimmung an diesem, für einige "Heiligen" Abend verbreiten wollte und ich Angst hatte dass ein Großteil der Anwesenden, die damals nicht Zeugen waren, nicht sofort verstehen würden warum wir den raushauen wollten, nichts unternommen....ich hab Ihn dann später nicht mehr gesehen, vieleicht hat sich doch wer anderer Mensch gefunden der/die, Ihn rausgeworfen hat, aber ich kann nur sagen ich bin echt sauer auf mich!
Irgendwie sollten wir die Audimax bzw Bildungsbewegung mit unserer Ergotherapie aufhören und uns wieder unserer gemeinsamen Ziele besinnen und widmen!
Es sollte so sein dass wenn jemand zu uns kommt, das wir zu 80% uns mit Inhalten beschäftigen und auch dort der Prioritäten nach.
Für mich wären die Prioritäten und Ziele: ( in () immer die Aktuelle Forderung aus dem Forderungskatalog auf unsereuni.at)
1.Freier Bildungszugang für Alle! (...und nicht wie im allg Forderungskatalog angegeben Antidsikriminirung)
2.Ausfinanzierung des Bildungssystems (und nicht Demokratisierung der Unis)
3.Keine Ökonomisierung von Bildung! (Keine Ökonomisierung von Bildung!)
4 Redemokratisierung des Bildungssystems, also wiederherstelllung von Einflußstrukturen für die Betroffenen. (Selbstbestimmtes Studieren)
5. Herstellung von Chancengleichheit für alle Geschlechter und Menschen - Barierefreier Zugang zur Bildung für Menschen mit besonderen Anforderungen (und nicht geschichtliche Aufarbeitung)
Generell fände ich die Klarstellung durch die Bewegung, dass Jeder Mensch etwas kann, Egal ob Bauer/Bäuerin, Handwerker/in, Verkäufer/in, Student/in, oder was auch immer er/sie kann, nur was anderes kann und daher gleich viel "Wert" ist, und nicht das wir Studierenden, Lehrenden oder alle anderen Beteiligten was besseres, die klügeren oder Eliten sind, sehr wichtig.
Auch finde ich es richtig und wichtig sich mit Ausgegrenzten, mit Menschen die aus unseren Systemen gefallen sind, mit Obdachlosen, mit der Genderdebatte und was es sonst noch alles gibt, zu beschäftigen, aber wenn sich eine Arbeitsgruppe trifft um über ein vorher festgelegtes Thema zu arbeiten, kanns nicht sein, dass sie sich den Großteil des Treffens mit einem/er Besoffenem/n oder mit geschlechtsneutraler Sprache auseinandersetzt! Von mir aus, für Genderdebatte, 1/5 der Zeit, aber nicht länger!
Wir Menschen, nicht nur die Audimaxbewegung, sollten auch mal wieder hören wollen was jemand zu sagen hat, was jemand sagen möchte, was jemand rüberbringen möchte und nicht nur ob er/sie sich gerade richtig ausgedrückt hat...sonst werden wir, so wie's ja auch gerade passiert viele Menschen am Weg verlieren, anstatt sie mitzunehmen...und dann haben wir garnichts...denn fast alles was wir uns wünschen ergibt sich automatisch aus Bildung!
Ich habe viele Freunde und Bekannte, die sich für die oben genannten Ziele eingesetzt haben und einsetzen wollen, die aber von den Zuständen die wir im Audimax hatten abgestoßen wurden und die die jetzt aktuellen (25.12.2009)auch für mich, so nicht verständlichen, konfusen Forderungen, nicht einsetzen können.
Es geht für mich wirklich nicht nur um die UNI sondern um UNSER Bildungssystem, das Kaputt gemacht wurde!
Dieses System muss man auch finanzieren, wisst Ihr das ein Meisterkurs zwischen 5 000 und 10 000€ kostet die der/die Aspirant/in selber bezahlen muss? Warum sollte uns so jemand verstehen und unterstützen, wenn wir dauernd nur von der Uni sprechen und nicht klarstellen dass jede Bildung frei sein sollte und es nicht sein kann das es davon abhängt ob man sichs leisten kann?
Manchmal kommts mir so vor als ob wir ein Fahrzeug Konstruieren wollen und über die Farbe vom Türgriff diskutieren und darüber ob es jetzt als SUV oder als Geländefahrzeug gesehen wird, und nicht über die wesentlichen Dinge wie: Wofür brauchen wir es, was wollen wir damit tun? Wie soll Antrieb, Chassis, Radaufhängung gelöst werden oder ob wir überhaupt eine Türe brauchen! Die Farbe des Türgriffes ist für die Funktion des Fahrzeuges völlig irrelevant...die findet sich dann auch später noch wenn sich das Ding bewegt....und ich will was Bewegen!
Dass heißt für mich, einige wenige klare Forderungen, die möglichst jeder Mensch verstehen kann, auch ohne uniabschluss! Diese Forderungen soll jeder/jede zu jedem Zeitpunkt kennen, argumentieren und mittragen können...ich war gerade sehr erstaunt als ich unseren allgemeinen Forderungskatalog einem Freund zeigen wollte und da Forderungen sind die mit dem, warum ich mich beteiligt hab, kaum mehr was zu tun haben!
Ich besetze die Uni nicht um des besetzens willen oder um einen warmen Sitzplatz zu haben oder um mich mit Besoffenen, Aggresiven, oder Ähnlichen auseinenaderzusetzen, sondern um einen Raum und ein Forum zu haben um über Bildung und alles was dazu gehört diskutieren und sprechen zu können...wenn es aber jedesmal nur um Besoffene, Aggressive Menschen oder um andere Themen geht, die nicht mit unserm Bildungsprotest direkt was zu tun haben, dann ist das interessant, Ergotherapie aber bringt uns im Bildungsprotest nicht weiter!
Lasst uns dessen Besinnen worums Uns geht! Auch wenns manchmal echt schmerzhaft ist jemandem nicht helfen zu können, ein wichtiges Thema nicht aufgreifen zu können....es gibt vieles mit dem ich mich gern beschäftigen möchte und das mir wichtig ist, es passt aber nicht in diese Protestbewegung weil sonst verlieren wir uns in Türgriffarben, das wär echt schade! Ich will auch weiterhin ein Teil der Audimaxbewegung sein, die für Bildung ohne Gewalt und nur mit zivilem ungehorsam einsteht!
Toni (Piccologeigenspieler und noch Audimaxist)
Ergänzung von mir zum obigen Text da er missverständlich war und leicht negativ aufgefasst werden konnte:
Nach eingehender Diskussion und Reflexion mit für mich sehr wesentlichen Personen, ist mir bewusst geworden, dass ich einerseits selber mit gutem Beispiel vorangehen sollte und vermeiden nicht ganz zentralen Themen zuviel Raum zu geben und andererseits, dass ich eigentlich viel zu negativ rüberkomme und ich nicht klarstelle was und wieviel Wir, die Audimaxbewegung eigentlich jetzt schon erreicht und bewegt haben! Daher ein kurzer Rückblick und nachher Potential, Ziele und Zukunft, die ich für die Bewegung, deren Teil ich bin, sehe.
Wir haben erreicht dass:
In ganz Europa mehr als 80 Universitäten besetzt wurden, dass wir mit vielen Freunden, Bekannten und Menschen in unserer direkten Umgebung über Bildung reden mit denen wir wahrscheinlich sonst nie darüber gesprochen hätten!
Dass Menschen die sich sonst nie mit diesem Thema auseinandersetzen darüber reden, egal ob sie unserer Meinung sind oder nicht.
Wir haben erreicht, dass viele von uns und auch anderswo, sich mit Gesprächskultur, Demokratischen Strukturen, Hirarchischen Strukturen, Politik, Bildung, Randgruppen, Diskriminierung, und vielen anderen ganz wichtigen Themen auseinandersetzen.
Wir haben erreicht dass wir lernen zu argumentieren und auch andere Meinungen und Standpunkte zu akzeptieren.
Wir haben vielen Politikern und Menschen gezeigt, dass uns nicht alles rund um uns egal ist und, dass wir uns auch bei aktuell auftretenden Problemen, nicht einfach nur umdrehen, die Augen verschließen und sagen "das geht mich nichts an", sondern das wir Probleme als Herausforderung sehen und uns damit beschäftigen wie wir sie lösen können und auch Lösungen finden!
Wir haben so zum Beispiel erreicht, dass sich die Gemeinde Wien mit der Problematik Obdachloser aus den neuen Eu Staaten und aus dem EU Ausland beschäftigen muss, erreicht das auch Anlaufstellen für diese Menschen geschaffen werden müssen!
Wir haben erreicht das Menschen mitbekommen, dass für Bankenrettung sehr schnell sehr viel Geld zur verfügung steht und für andere wichtige Dinge wie Sozialwesen und Bildung nicht (siehe Solidarisierungserklärung der NÖ Ärztekammer)
Wir haben erreicht das WissenschaftlerInnen, die sich seit langem mit Gruppendynamik und Protestbewegungen aueinandersetzen sich nicht erklären können warum es uns, die Audimaxbewegung überhaupt noch gibt!! (Aussage eines Professors für Gruppendynamik, anlässlich einer Veranstaltung zum Thema "Gruppendynamik in der Protestbewegung" Anfang Dezember an der TU-Wien)
Wir haben erreicht das sich in Deutschland Bildung zur KanzlerInnensache wird und dass die RektorInnen der TU 9 (RWTH Achen, TU Berin, TU Braunschweig,, TU Darmstadt, TU Dresden, die Leibnitzuniversität Hannover, das Karlsruhe Institute of Technology, Tu München und Universität Stuttgart) gemeinsam Folgende Erklärung abgegeben haben:
"Angesichts der berechtigten Forderungen der jungen Menschen nach Verbesserung könne sich niemand seiner Verantwortung entziehen, nicht die Universitäten, nicht die Politik und auch nicht die Wirtschaft! Man muss den ernsthaft protestierdenden Studierenden dafür dankbar sein, dass sie allen verantwortlichen Akteuren und Akteurinnen zeigen, wo die Schwächen des Bologna Prozesses liegen und der Verbesserung dieser Reform von der Basis aus einen neuen Impuls geben. An die Adresse der Wirtschaft erklärten die Tu PräsidentInnen: Diese müsse einsehen, dass es nicht nur darum gehen kann, junge Menschen möglichst schnell durch ein verschultes Universitätsstudium zu schleusen. Bildung sei keine Ware, das heißt das jemand im Rahmen seines Studiums auch einmal nach rechts und links schauen können müsse!" (Quelle DDP/AFP zu lesen in GMX online am 11.12.2009)
...ich könnte hier noch viele von uns erreichte und bewegte Fakten darlegen, und positiverweise sind es mehr als ich es in einem Mail darzustellen vermag!
WIR HABEN BEREITS ETWAS BEWEGT UND ERREICHT WO SICH VIELE ANDERE EIN BEISPIEL DARAN NEHMEN KÖNNEN! Und das haben wir erreicht ohne uns jahrelang Strukturen aufzubauen, dafür vorzubereiten, dafür zu trainieren und dafür zu Organisieren! Das ist eine unserer Stärken die vielen organisierten wie Parteien, Konzernen und anderen sauer aufstoßen und sie mächtig verunsichert!
Wir haben ohne riesige Geldmengen und Organisationen eine Medienpräsenz und Infrastrukturen geschaffen die tausende Menschen erreicht haben und brauchen wirklich keinen Vergleich mit "Profis" zu scheuen! Im Gegenteil wir haben alle viel dabei gelernt und wir werden noch besser!
Wir haben mehr als 6 Wochen Rund um die Uhr (Sic!) Essen bereitgestellt, Medien professionell mit Informationen versorgt, riesige Räumlichkeiten gemanaged, Veranstaltungen mit internationalen Persönlichkeiten und KünstlerInnen organisiert und nebenbei auch noch Obdachlose mitbeherbergt. Wir haben uns in diesen 6 Wochen mit Forderungen an die entsprechenden Stellen und auch mit Lösungsvorschlägen beschäftigt. Egal ob wir es geschafft haben es immer perfekt und medial ideal zu orchestrieren... wir sind eben keine Profis, aber das ist eine unglaubliche Leistung von ALLEN Beteiligten. Ich bin stolz auf alle die mitgewirkt haben, das alles zu erreichen und die sich nicht wie viele andere, einfach nur weggedreht haben und gesagt haben: " Ist halt so, kann ich eh nix daran verändern..." Ich kann nur sagen, das soll UNS, der Audimaxbewegung, einmal einer nachmachen!
Zum Thema Forderungskatalog vs Ziele:
Ich möchte hier nocheinmal ganz klar Stellen, dass ich nicht die Arbeit derjenigen Menschen runtermachen oder schlechtmachen möchte die sich mit diesem Thema ausführlich beschäftigt haben und dass sich meine geforderten Ziele, wenn man sie im Detail betrachtet, kaum bzw garnicht von den von von mir kritisierten Forderungen auf der Homepage unterscheiden! Ich würde mich nur freuen wenn auch andere Menschen aufgrund eines ähnlichen Erlebnisses wie ich sich unserer Bewegung anschließen: Ich bin in den ersten 4 Tagen durch Zufall, eine Freundin hat mich ins Audimax geschleppt mit den Worten "das musst du dir anschauen, das muss man gesehen haben!", ins Audimax zu einem Plenum gekommen. Da Standen ganz klar an erster Stelle die Ziele ca so wie ich sie im vorigen Mail angeführt habe und ich war baff:
1.Freier Bildungszugang für Alle!
2.Ausfinanzierung des Bildungssystems
3.Keine Ökonomisierung von Bildung!
4. Redemokratisierung des Bildungssystems, also Wiederherstellung von Einflußstrukturen für die betroffenen.
5. Herstellung von Chancengleichheit für alle Geschlechter und Menschen - Barrierefreier Zugang zur Bildung für Menschen mit besonderen Anforderungen
"....wow, ja das ist es genau, das will ich auch, das seh ich auch so" war in meinem Kopf. Gestern wollt ich einem meiner Besten Freunde den Forderungskatalog zeigen und bin selber nicht einmal über die Überschriften hinausgekommen...sorry! Ich werde auch immer wieder von vielen GeprächspartnerInnen gefragt: "Audimaxbesetzung? Um was gehts denn da überhaupt?" Ich finde "Um was es uns überhaupt geht" sollte auch für NeueinsteigerInnen und kurz Reinschauende (z.B. die Überschriften auf der homepage vor der Forderungsliste kurz zusammengefasst) klar ersichtlich, in kurzer Zeit verständlich sein.
Damit bin ich auch schon beim Ausblick fürs neue Jahr gelandet:
Ich denke in unserer Bewegung steckt noch soviel Potential drinnen das sich die Politik und die Wirtschaft wirklich noch anhalten können.
Mit konstruktiven, witzigen, kreativen, überaschenden und weiterhin gewaltfreien Aktionen. Solange wir beweglich und kreativ sind ist gegen uns eigentlich auf Dauer kein Kraut gewachsen. Wir müssen meiner Meinung nach, nur darauf achten, dass wir weiterhin Menschen mitnehmen und sie nicht, durch unüberlegte, destruktive, nervige Aktionen gegen uns Aufbringen! Wir müssen Menschen informieren und ihnen die Chance geben uns und unsere Ziele zu verstehen.
Anregungen diesbezüglich wären z.Bsp.: Zu Beginn jedes Plenas kurz für "Neulinge" eine Einführung in unsere Plenumskultur zu machen. Nur so haben Menschen die das erste Mal da sind eine Chance, von Anfang an konstruktiv mitzuarbeiten und nicht erst langsam durch "Try and Error" bzw. "Stille Post" erst einmal rausfinden zu müssen, was wir schon monatelang erlernt haben. Des Weiteren wäre das wichtig um Menschen, die in Infrastruktur und anderen, für unsere Bewegung (auch) wichtigen Bereichen engagiert sind auch immer am Stand der Dinge bleiben können und eine Chance haben friktionsfrei zu partizipieren. 10 Minuten Klarstellung sind vieleicht nervig, aber meiner Ansicht nach weniger nervig als danach etliche Stunden Menschen die nicht kapieren wann und wie sie sich einbringen können und wie eine RednerInnenliste funktioniert.
Eine weitere Möglichkeit wäre, viele Workshops die es Anfangs gab, wie Moderation, Bologna Prozess, Genderthemen, Gesprächskultur, Krisenintervention usw öfters und regelmäßig zu wiederholen. Damit es nicht immer nur an den/derselben hängen bleibt, damit sich auch hier mehr Menschen informieren und beteiligen können, damit wir innerhalb der Bewegung mal Plätze tauschen können und nicht jede/r an seinem/ihrem Platz mit "burn out" verglüht.
Auch fände ich die Einführung von Pausen in den Plena wichtig, denn nach einem mehrstündigen Marathon wird bald einmal aus einer "Mücke" ein "Elefant" und es geht nix mehr!
Auch zu den Perspektiven hab ich noch mehr Ideen und Anregungen als sich hier fassen lässt und ich bin mir ganz sicher, dass es nicht nur mir so geht!
Ich freu mich schon auf Jänner und auch auf die Bolognia Feier, ich wünsch mir das Wir, die Audimaxbewgung weiterhin so beweglich, kreativ, konstruktiv und so lernfähig bleiben wie wir es bereits bisher waren!
Auf ein neues Erfolgreiches Jahr!
Euer Toni
Danke Toni, (fast) voll und ganz deiner Meinung. Ein Beitrag mit sehr viel Über- und Aussicht. Dank. gregori.