Soziologie/Raum für alle

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Wo bleibt ein Mehrzweckraum für alle am IfS?

Überblick und Aktuelles

Am Soziologie-Institut findet gerade eine Auseinandersetzung um mehr Raum für alle statt. Sichtbar wurde diese durch eine Raum-Umgestaltungs-Aktion einer anonymen Gruppe in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 2010. Der so geschaffene "Raum für alle" wurde allerdings seitens der Institutsleitung am darauffolgenden Nachmittag wieder zu einem abgesperrten Bürobedarfslager rückorganisiert. Für Details siehe den E-Mail-Verkehr im Anhang.

Die bagru Soziologie hat in dieser Angelegenheit bislang nicht geschlossen öffentlich Stellung bezogen (Auf den letzten zwei bagru-Plena überwogen positive Kommentare, jedoch waren auch einzelne kritische Stimmen zu hören)

Unabhängig davon rufen einzelne SympathisantInnen der Aktion mittlerweile zu einem Treffen am Montag, 25. 01. um 19.30 im Bagru-Salon auf:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
 
Wir teilen die Ansicht der aktivistischen KollegInnen, dass ein oder mehrere
offene Mehrzweckräume an unserem Soziologieinstitut notwendig sind.
Nachdem die Institutsleitung dem aktionistisch hergestellten "Raum für alle"
sehr schnell den Garaus machte und ihn wieder in ein Lager für Büromaterial
zurückverwandelte, soll die von den KollegInnen ausgelöste Auseinandersetzung
nun mit anderen Mitteln weitergeführt werden.
Aus diesem Grund laden wir zu einem Treffen am Montag dem 25.01.2010,
um 19 Uhr 30 im Bagrusalon ein.
Ziel des Treffens ist es, eine Arbeitsgruppe zu gründen und uns auf ein 
mögliches Gespräch mit Institutsvorstand Neckel vorzubereiten.
 
Wir freuen uns, wenn wir viele werden!
  
bis Montag!

Der Raum, um den es geht

(bitte zu beschreiben für Unwissende)

Datei:Ifs vorher nachher 50p.jpg
... this picture: kindly provided by the heinzels

Anhang

öffentlicher E-Mail-Verkehr chronologisch

entnommen aus dem Sozionexus und dem STRV-Soziologie email-account.

Ursprüngliche Aussendung
Betreff: [sozionexus] Neuer Raum für alle am IfS
Datum:	11.01.2010 05:33:27
 
AN DIE ZUSTÄNDIGEN PERSONEN: Bitte um administrative Weiterleitung an alle
Angehörigen des Instituts für Soziologie!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen rund um das Institut für
Soziologie,
kurz: liebe alle,

wie wäre es, wenn es in unserem Gebäude am Rooseveltplatz einen Raum gäbe,
den jeder und jede bei spontan bei Bedarf nutzen könnte?

PROBIEREN WIR'S DOCH AUS.
und zwar im
NEUEN RAUM FÜR ALLE,
den es ab heute, Montag, 11. 1. 2010, gibt.

Was für ein Raum soll das sein – das Institut platzt doch aus allen
Nähten? Haben die Studis ratz-fatz die Seminarräume besetzt und laden
jetzt alle Welt ein, zu kommen? Oder sind sie doch bodenständiger, haben
sie ein beheiztes Bierzelt im Hof aufgestellt? Haben die KopfarbeiterInnen
gar handarbeiten wollen und einen Wintergarten ans Institut angebaut
(ähnlich wie jüngst ein Wohnungsloser es vormachte, bevor er erfolgreich
vertrieben wurde)? Zugegeben, nichts von alledem! Wir bestreiten
keineswegs den Reiz dieser Ideen. Aber vergesst nicht: Österreichische
HochschülerInnen sind in der Regel viel zu faul für solche Vorhaben (alle
Welt weiß das aus der Kronenzeitung). Als Gefangene unserer
Wohlstands-Verwahrlosung träumten wir lieber von Raum-Reichtümern
innerhalb der bestehenden Substanz. Und leider: Diese Fantasie stieg uns
letztlich arg zu Kopfe...

Wir – ein paar Hansln* und Gretln* der Soziologie – hielten es nämlich in
der Folge für angebracht, der Frage wissenschaftlich nachzugehen, ob es am
Institut verborgene und brach liegende Räume gibt. Wir wollten hierfür
natürlich intellektuell aus den Vollen schöpfen. Stolz enstaubten wir
daher unser erstarrtes Bachelor-Halbwissen und eruierten die korrekte
Methode für unsere Zwecke. Dann schritten wir zur Tat: Mit größter
Sorgfalt gingen wir das Institut mit einer validierten Wünschelrute ab.
Und siehe da: Bereits im Parterre bekam das Gerät so nervöse Zuckungen,
dass uns ganz angst und bange wurde. Aber nicht nur uns; auch die dortige
lilafarbene Türe ging vor Schreck reflexartig auf und gab kreischend den
Blick auf die dahinterliegenden Quadratmeter frei – ausgerechnet Dreizehn
an der Zahl!

Ja, es waren ergreifende Szenen, die sich nun beim ehemaligen Journalraum
der Bagru Soziologie abspielten: Das Zimmer, das sich uns offenbarte, war
sichtlich gerührt über die unverhoffte Aufmerksamkeit. Zugleich aber
schämte es sich seiner, denn es war einsam, kalt und vernachlässigt. Bloß
an den Seitenwänden fristeten einige verstaubte Bürokästen ihr trauriges
Dasein, verlassen und verstoßen vom Soziologie-Servicecenter, dem sie
früher direkt beigestanden hatten. Der Raum konnte nicht anders – er
klagte uns laut sein ganzes Leid, und erzählte von besseren Zeiten, als es
in seinen vier Wänden noch quicklebendig zuging, als er noch nicht zu
einem lächerlichen Lager der kleinsten, verkommendsten Sorte degradiert
worden war. „Bitte gebt mir eine zweite Chance“, flehte er, „dann empfange
ich auch alle – alle, die kommen wollen!“

Da war uns klar, es ist an der Zeit, den Raum zu befreien. Bloß, wohin mit
den Büroschränken? Nun, wir übernahmen hier den bereits in mehreren
Stockwerken eingeübten Brauch, solche Kästen in den Korridoren
aufzustellen. Denn lebendige Leute haben Vorrang vor Tixo, Tonern und
andren toten Dingen; im Zweifelsfalle muss letzteres vor die Tür. Die
Kästen befinden sich darum nun, dem Servicecenter bestmöglich angenähert,
gut versperrt in den Vorräumen des dritten Institutsstockwerkes. Ja, sie
sind in die Gänge gekommen. Der dadurch im Erdgeschoß frei gewordene Raum
steht nun allen offen.

Dies ist unser erster konkreter Vorschlag für eine sinnvollere Nutzung der
Institutsfläche. Er steht im Einklang mit den Forderungen nach mehr Raum
für Studierende und Externe, wie sie unser Institut auf der letzten
Vollversammlung am 17.11.2009 mit breiter Mehrheit beschlossen hat.
Dennoch wurde mit der Öffnung eines relativ kleinen Zimmers im Erdgeschoß
hier gerade einmal ein erster Schritt gemacht. Das mittelfristige Ziel
muss darin bestehen, insgesamt mehr Fläche für alle zur Verfügung gestellt
zu bekommen.

Spätestens ab heute sollte aber auch klar sein: Wir können mit dem
verfügbaren Raum auf ganz verschiedene Arten umgehen. Entweder wir tun
das, was wir die letzten Monate, Jahre, Jahrzehnte immer schon getan
haben: Wir seperieren, ja sortieren uns am Institut auseinander, so weit
es nur geht, in die verschiedensten Ecken und Winkel, nach einem starren
zeitlichen, räumlichen und sozialen Raster, das wir mit jedem Mal fester
einüben. Und wenn sich, wie so oft, wieder einmal eine Kluft auftut
zwischen dem Raumregime und unseren konkreten Bedürfnissen, versuchen wir
eben im Maximilian, in einer Wohnung oder sonstwo unser Glück; dann
versuchen wir eben weiter, die kollektive Zerstückelung unserer Abläufe
individuell zu bewältigen. Oder aber, wir hinterfragen diese
vermeintlichen Alternativen, verlassen die vorgegebenen Bahnen, und
versuchen, den verfügbaren Platz am Institut gemeinsam und
bedarfsorientiert zu verwenden. Angefangen beim neuen Raum für Alle. (oder
wie auch immer mensch diesen Ort gerne nennen mag: Gemeinschaftsraum,
Freiraum, Allzweckraum, mitunter auch Festsaal.)

Herzlichst,

ein paar Greteln* und Hanseln* (und Hexen*)

PS: Eine Dokumentation darüber, wohin im Zuge unserer Aktion welche Dinge
verlagert wurden, ist im Postkasten des Soziologie-Service-Centers
deponiert.

PPS:
HEUTE, vor Ort, solange der Vorrat reicht: Naschereien für alle in neun
Sorten!
Erste Reaktion der Institutsleitung
 Betreff: Re: Neuer Raum für alle am IfS
Datum:	11.01.2010 09:37

An die "zuständigen Personen"

Ihr Verhalten ist vollkommen inakzeptabel und wird seitens der
Institutsleitung nicht hingenommen.

Die Studenschaft des Instituts hat kürzlich die ehemaligen Räume des
Service-Centers im Erdgeschoß bezogen, wofür ich mich persönlich
eingesetzt habe. Das ehemalige "Bagru-Kammerl" hingegen wird als
Archivraum für Büromaterialien etc. benötigt. Die Kästen im 3. Stock
beeinträchtigen die Arbeit des administrativen Personals und geben keine
Gewähr für eine sichere Aufbewahrung von Büromaterialien.

Ich fordere Sie hiermit auf, umgehend, d.h. noch an diesem Vormittag, den
ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Ansonsten wird die
Institutsleitung alles hierfür Notwendige unternehmen.

Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel
Institutsvorstand


-- 
Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel
Universitaet Wien
Institut fuer Soziologie
Rooseveltplatz 2
A-1090 Wien
+43-1-4277-48142(-48231 Fax)
sighard.neckel@univie.ac.at
http://www.soz.univie.ac.at/sighard-neckel/
Zweite Reaktion der Institutsleitung
Betreff: Dringende Aufforderung
Datum:  11.01.2010 10:16

Weitere Mitteilung an die "zuständigen Personen"

Wie ich erfuhr, sind mehrere Räume im Institut (darunter auch persönliche
Büros von Institutsmitgliedern) gewaltsam geöffnet worden. Diese Vorgänge
sind strafrechtlich relevant und werden von der Institutsleitung auch so
behandelt.

Diejenigen, die entweder verantwortlich für diese Aktionen sind oder aber
seitens der Studentenschaft vermittelnd aktiv werden können, fordere ich
hiermit sehr eindringlich auf, heute um 12.00 Uhr bei mir im Büro zu
erscheinen, um eine Lösung dafür zu finden, daß dieser Unfug sofort
aufhört.


Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel
Institutsvorstand

-- 
Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel
Universitaet Wien
Institut fuer Soziologie
Rooseveltplatz 2
A-1090 Wien
+43-1-4277-48142(-48231 Fax)
sighard.neckel@univie.ac.at
http://www.soz.univie.ac.at/sighard-neckel/
Stellungnahme der AktivistInnen
Betreff: [sozionexus] Raum für alle: Stellungnahme zu den Vorwürfen
Datum:	12.01.2010 17:49:06

Liebe Kolleginnen* und Kollegen*,

Wie in der vorangegangen Aussendung bereits mitgeteilt, hat sich in der
Nacht vom 10. auf den 11. Jänner 2010 eine Gruppe Veränderungsfreudiger
zusammen getan, um am Soziologie-Institut Raum für alle zu schaffen,
dessen Notwendigkeit in der IVV am 17. 11. 2009 konstatiert wurde. Dafür
wurden aus dem ehemaligen Bagru-Kammerl im Erdgeschoß die dort gelagerten,
mit Büromaterial gefüllten Kästen ausgeräumt, und diese samt Inhalt
sorgfältig (!) in den 3. Stock des Instituts umgesiedelt.
Die Kästen wurden in den hinteren Gängen an freien Stellen platziert,
sicher aufgestellt, versperrt, beschriftet und eine Dokumentation des
Umzugs, sowie alle Schlüssel der besagten Kästen im Service Center
eingeworfen. Zu guter Letzt wurde der freigewordene Raum im Erdgeschoß
liebevoll, gemütlich und für verschiedene Zwecke nutzbar vorläufig
eingerichtet (mit Tischen, Sesseln, Weltkarte, Zimmerpflanzen, Radio,
Beistelltisch, Couches, Lampe, Teppich, und Naschereien). Die Veränderung
wurde vor Ort durch Plakate kommuniziert, sowie elektronisch durch e-mails
an die Instituts-MitarbeiterInnen, Lehrende, die STRV und
sozionexus-MitgliederInnen.
Am nächsten Morgen fanden sich zahlreichende Menschen, vorwiegend
Studierende in dem neuen Frei-Raum für alle ein und nutzten ihn auf
vielfältige Weise.
Parallel dazu reagierte Institutsvorstand Neckel vormittags (9.37h) mit
einer Email an die AktivistInnen, in welcher er die Aktion als “vollkommen
inakzeptabel” und nicht hinnehmbar bezeichnete. Er forderte die
AktivistInnen dazu auf, selbst den ursprünglichen Zustand umgehend (“noch
an diesem Vormittag”) wiederherzustellen, und begründete seine Ablehnung
damit, dass die Kästen im dritten Stock die Arbeit des administrativen
Personals beeinträchtigen würden. Weiters hätte die “Studenschaft” [sic!]
kürzlich erst “die ehemaligen Räume des Service-Centers im Erdgeschoß
bezogen [...], wofür [er sich] persönlich
eingesetzt habe.” Damit suggeriert Neckel, dass wohl keine weiteren freien
Räume notwendig wären. Fünfundvierzig Minuten später folgte eine weitere
email, in welcher Neckel behauptete, im Zusammenhang mit der Aktion wären
“mehrere Räume im Institut (darunter auch persönliche Büros von
Institutsmitgliedern) gewaltsam geöffnet worden”.

Wir weisen diese inakzeptable Verleumdung/falsche Anschuldigung aufs
Schärfste zurück!

Wir haben keine Schlösser oder Sonstiges beschädigt.
Wir haben keine Räume gewaltsam geöffnet.
Wir haben keine persönlichen Büros betreten. Und wir haben nichts
entwendet!

Wer das Resultat unserer Handlung gesehen hat, wird bemerkt haben, dass
wir mit großer Sorgfalt vorgegangen und sehr verantwortungsvoll mit den
Gegenständen umgegangen sind. Unsere Aktion und der mutmaßliche,
verurteilenswerte Vandalismus von wem auch immer stehen in keinem
Zusammenhang.

Weiter in der Chronologie: Eine Reaktion seitens der Agierenden wurde
nicht abgewartet/ermöglicht. Kurz nach zwölf Uhr kamen auf Anweisung
Sighard Neckels drei Menschen in den neuen Freiraum, welche die Anwesenden
hinaus baten und die gesamte mühsame, gewissenhafte Arbeit rückgängig
machten (das neue Mobiliar wurde in den “Bagru-Salon” gestopft).

Wir erkennen hier eine Diskrepanz zwischen Sighard Neckels Rhetorik und
seinen Taten:
Bei der IVV stimmte Neckel den gemeinsamen Forderungen nach Raum mit zu
(Punkt 5: Räume für Studierenden-Zusammenarbeit am Institut für Soziologie
schaffen. Punkt 6: Räume für Externe schaffen). Seitdem ist jedoch nichts
passiert, und Initiativen von uns werden bereits im Keim erstickt. Nicht
einmal einen Tag durfte der neue Zustand probehalber bleiben und ein
Diskurs über unseren Vorschlag stattfinden.
Für uns entsteht somit der Verdacht, dass Neckel seine Solidarität mit den
Angehörigen des Instituts nur opportunistisch vorschützt. Wir erwarten uns
anstelle von Lippenbekenntnissen eine Kooperation seitens der
Institutsleitung.
Bezüglich des Arguments, dass es ohnehin schon den Bagru-Salon gäbe,
stellen wir klar: Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen einem
Raum der Studienrichtungsvertretung (nun im ehemaligen Service Center) und
einem frei nutzbaren Raum für ALLE Mensches des Institutes. Extern
Lehrende nutzen auch nicht das persönliches Büro des Institutsvorstands.

Neckel rückte zudem die Aktion in ein strafrechtlich bedenkliches Licht.
Es zeigt sich damit, wie leicht Kriminalisierung auch an unserem Institut
möglich ist. Vandalismus und Einbruch sind allgemeine Phänomene unserer
Gesellschaft und sind nicht automatisch der Protestbewegung, geschweige
denn uns, zuzuschreiben.

Wir finden es schade, dass Neckel die Situation sofort eskalierte und
damit ein ungezwungenes Aufeinanderzugehen zur Findung von Lösungen in
dieser Sache sehr erschwerte.

Wir fordern hiermit die Räumung des (von Büromaterialien) besetzten
Frei-Raumes für alle. Wir sehen nicht ein, warum ein gut zugänglicher Raum
mit Fenster, Netzwerkanschlüssen, Waschbecken und WC als Lager für
Büromaterial verschwendet werden sollte. Natürlich freuen wir uns aber
auch über die Öffnung anderer Räume, die die ähnlich gute oder bessere
Eigenschaften aufweisen.

Im Übrigen sind alle – insbesondere jene, die beispielsweise auf der IVV
zu couragierten Aktionen aufforderten – zu einer Solidarisierung und
Unterstützung von Aktionen wie dieser aufgerufen.

Mit freundlichen Grüßen,

ein paar Heinzelweiblein* und Heinzelmännlein*
Umfrage der AktivistInnen
Betreff: Raum für alle: Direkt MitarbeiterInnen des IfS betreffende Infos
Datum:	12.01.2010 17:50:00

Liebe MitarbeiterInnen des Instituts für Soziologie!

Nachdem wir in der vorigen E-mail eine ausführliche politische
Stellungnahme abgegeben haben und uns von Vandalismus sowie der
gewaltsamen Öffnung von Räumen distanziert haben, wollen wir in dieser
Nachricht, die ausschließlich die MitarbeiterInnen des Institutes
betrifft, sachlich-konkret die ungelöste Raumfrage thematisieren.

Herr Neckel hat gemeint, eine Positionierung der Bürobedarfskästen im 3.
Stock, wie sie von uns probeweise vorgeschlagen und vorgenommen wurde, um
neuen Raum für ALLE zu schaffen, würde Ihre Arbeit beeinträchtigen. D.h.
konkret jene "des administrativen Personals".

Wir können uns das beim besten Willen nicht vorstellen. Das liegt wohl
daran, dass wir nicht mit Ihrer konkreten Arbeitssituation vertraut sind.
Generell waren sehr bemüht, die Kästen an vernünftigen Stellen zu
platzieren.

Bitte beziehen Sie daher Stellung zu der Angelegenheit.

Sind Sie überhaupt der Meinung, dass eine Aufstellung der Kästen im 3.
Stock Ihre Arbeitsbedingungen verschlechtert?

Wenn ja, inwiefern?

Sind die Beeinträchtigungen für Sie so groß, dass die Rückkehr zum alten
System dringlicher ist, als die Schaffung eines Gemeinschaftsraumes für
alle?

Wenn die Erschwernisse derart groß sind: Was spräche dagegen, die
notwendigen Arbeiten auf mehr Menschen aufzuteilen?
Sei es durch eine Einbindung von zusätzlichem Personal, sei es durch eine
Einbindung von ehrenamtlichen Studierenden?

Wenn die Kästen unbedingt in geschlossene Räume müssen (was wir stark
bezweifeln, denn sie sind sowieso versperrbar!), warum dann nicht in
andere als jenen im Erdgeschoß?

Wir hoffen auf zahlreiche Antworten.

Zeigen Sie Courage und stehen Sie zu Ihrer Meinung!

Wir empfehlen übrigens, im Mailprogramm immer auf “allen antworten” zu
klicken. Wollen Sie hingegen, dass Ihre mails an uns vertraulich bleiben
und nicht zitiert werden, dann drücken Sie dies bitte in der 1. Textzeile
klar aus.

Uns war klar, dass unser Vorschlag für eine neue Anordnung des Rauminhalts
anfangs ungewohnt ist, hätten uns aber erwartet, dass die betroffenen
Menschen zumindest ein paar Tage versuchen, sich praktisch und diskursiv
mit dem neuen Vorschlag befassen. Wir waren und sind auch durchaus bereit,
noch andere Anordnungen durchzuprobieren.

Mit freundlichen Grüßen,

ein paar Heinzelweiblein* und Heinzelmännlein*
Antwort der Institutsleitung auf die Stellungnahme
Betreff: Re: Raum für alle: Stellungnahme zu den Vorwürfen
Datum: ???

Liebe Heinzelweiblein und Heinzelmännlein,

lassen Sie mich kurz auf Ihre Mail antworten.

Sie schreiben, Sie hätten mit Ihrer Aktion einen "Vorschlag gemacht". 
Dagegen wäre nichts einzuwenden gewesen.

Tatsächlich aber haben Sie keine Vorschläge gemacht, sondern Tatsachen 
geschaffen, und dies über die Köpfe der betroffenen Personen aus dem 
Institutspersonal hinweg. Was oder wer hätte Sie daran gehindert, mit 
der Institutsleitung einen Vorschlag zur Umnutzung des Archivs zu 
besprechen? Bei dieser Gelegenheit hätten wir dann auch erörtern können, 
daß eine solche Umnutzung schon deswegen nicht möglich ist, weil wir auf 
den Fluren aus feuerschutzrechtlichen Gründen keine Schränke mit 
brennbaren Materialien aufstellen dürfen. Außerdem sollte solches 
Material nicht dort aufbewahrt werden, wo allgemeiner Zutritt möglich 
ist. Vom administrativen Institutspersonal selbst bin ich gebeten 
worden, die von Ihnen herbeigeführte Umwandlung des Archivs möglichst 
schnell zu beenden.

Ich habe großes Verständnis dafür, daß Sie sich gegen den Vorwurf 
wehren, bei Ihrer Aktion sei in Räume des Instituts eingebrochen worden. 
Tatsächlich jedoch hat es offensichtlich in derselben Nacht, in der Ihre 
Aktion durchgeführt wurde, auch einen Einbruch in das persönliche Büro 
eines Institutsmitglieds gegeben. Dies wurde am Montag auch offiziell 
von der Polizei protokolliert. Ich selbst gehe nach den mir bis heute 
vorliegenden Informationen nicht davon aus, daß der Einbruch mit Ihrer 
Aktion in einem Zusammenhang steht. Aber es lag an Ihnen selbst, daß ein 
solcher Vorwurf erst einmal im Raum stand. In meiner Mail am Montag 
vormittag habe ich Sie dringlich zu einem Treffen gebeten, um mit mir 
die Vorgänge zu besprechen. Bei dieser Gelegenheit hätten Sie 
entsprechende Vermutungen sofort entkräften können. Tatsache ist aber, 
daß sich bis heute morgen nicht eine einzige Person Ihrer Gruppe bei mir 
in dieser Gelegenheit gemeldet hat, um in einem Gespräch etwas richtig 
zu stellen. Eine erste Reaktion von Ihrer Seite konnte ich erst heute 
früh lesen, als meine Mailbox mir eine kurze Nachricht von Ihnen 
anzeigte, in der Sie dann aber auch nur eine spätere Stellungnahme 
angekündigt haben. Insofern haben Sie durch Ihre 
Kommunikationsverweigerung maßgeblich selbst dazu beigetragen, daß es 
zeitweilig so aussehen konnte, als hätte es im Zuge Ihrer Aktion auch 
einen Einbruch gegeben.

Tatsächlich möchte ich ausdrücklich anerkennen, daß Sie sich darum 
bemüht haben, keine Schäden anzurichten. Auf nötigt mir die nicht 
unerhebliche Anstrengung Respekt ab, die Sie aufbringen mußten, um all 
diese Schränke und Kästen vom Erdgeschoß in den 3. Stock zu verbringen. 
Dies ändert aber nichts daran, daß es insgesamt eine verfehlte Aktion 
war. Lassen Sie uns gemeinsam bessere Möglichkeiten suchen, die 
Studienbedingungen am Institut auch räumlich weiter zu verbessern.

Freundliche Grüße

Sighard Neckel

Univ.-Prof. Dr. Sighard Neckel
Universitaet Wien
Institut fuer Soziologie
Rooseveltplatz 2
A-1090 Wien
+43-1-4277-48142 (-48231 Fax)
sighard.neckel@univie.ac.at
http://www.soz.univie.ac.at/sighard-neckel/
Weitere Erklärung der AktivistInnen
Betreff: [sozionexus] Raum für alle: Antwort auf Neckels Stellungnahme zur Aktion
Datum:	15.01.2010 18:47:06
 

Lieber Herr Neckel, liebe Kolleginnen* und Kollegen*,

Am Institut herrscht in verschiedenster Hinsicht Raummangel. Unser Ziel
ist, es diesen zu thematisieren und eine Verbesserung der Situation
herbeizuführen. Vor der Aktion war die Raumproblematik zwar vielen latent
bewusst. Erst nach der öffentlich sichtbaren Aktion vom Montag aber, wo
wir ein konkretes Konzept für eine bessere Raummnutzung präsentierten,
entfachte sich sowohl in der Studierendenschaft, der
Studienrichtungsvertretung als auch beim Institutspersonal eine Diskussion
darüber: Manchmal ist es nötig, eine konkrete Möglichkeit greifbar vor
Augen zu haben, um diese als solche wahrnehmen zu können. Unsere
Manifestation von Montag war eine von mehreren Möglichkeiten, wie man
neuen Raum schaffen kann, kurz: ein Vorschlag.

Etwas vorzuschlagen bedeutet, jemanden etwas anbieten, ans Herz legen,
nahelegen, anempfehlen, etwas zur Diskussion stellen. In unserem
Verständnis kann dies gerade dann, wenn es um die Verwirklichung einer
neuen Idee geht, nicht nur durch Worte geschehen – diese geben oft nur
eine viel zu vage und einseitige Vorstellung von der Sache. Ein Vorschlag
kann genauso gut dadurch unterbreitet werden, dass man nach dem Motto „ich
zeig dir schnell, was ich meine“ die eigene Idee vorübergehend
verwirklicht, um so dem Gegenüber die Chance zu geben, sich aus eigener,
realer Anschauung ein Urteil darüber zu bilden.

Wahr ist, dass wir nicht um Erlaubnis gefragt haben, bevor wir dieses
Angebot unterbreitet haben. Wir haben als Kollektiv im Vorfeld lange
darüber diskutiert, wie wir in dieser Angelegenheit handeln wollen.
Letztlich haben wir uns für Aktionismus als Kommunikationsform
entschieden, nicht zuletzt, um eine BittstellerInnenposition zu vermeiden
und das bestehende Herrschaftsverhältnis zu suspendieren.
Erfahrungbezogen konnten wir annehmen, dass “Hinterzimmer-Verhandlungen”
lange dauern, und genauso vor dem Risiko stehen, ins Leere zu laufen. Wir
wollten hingegen möglichst rasch ein weithin sichtbares Zeichen setzen.

Dass Sie und andere dadurch vor vollendete Tatsachen gestellt wurden,
kostet uns keine Träne: Vielleicht haben Sie dadurch eine Ahnung bekommen,
wie es sich anfühlt, im derzeitigen Universitätssystem zu studieren. Wir
werden darin nämlich ständig vor vollendete Tatsachen gestellt, bei denen
wir nichts mitzureden hatten, die uns nicht gefallen und uns das Leben
schwer machen: Verschulte Studieninhalte, Raummangel, ständiger
Leistungsdruck, etc. – vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ist
unsere alltägliche Erfahrung! Wir müssen die meisten davon einfach
hinnehmen. Die Tatsache, die wir schufen, konnte Sie in ihrer etablierten
Position hingegen problemlos rückgängig machen.

Dies klarzustellen, ist jedoch nicht das Hauptanliegen dieses e-mails. Es
geht uns vielmehr darum, dem Umstand entgegenzuwirken, dass sich der
Diskurs über die Raumfrage nun in Einzelheiten über die Durchführung
unserer Aktion verfängt, und darüber die eigentliche Problematik
thematisch in den Hintergrund gedrängt wird. Wir möchten noch einmal
nachdrücklich darauf hinweisen, dass es uns nicht darum ging, Kästen zum
Ärger anderer irgendwo hin zu rücken, sondern einen Raum für alle zu
schaffen. (Die körperliche Anstrengung für das Umrücken der Objekte war
nur eine Konsequenz daraus und ist demgegenüber sekundär; trotzdem vielen
Dank für die Anerkennung.)

Wir haben von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen positives Feedback für
unsere Aktion erhalten. Wie wir hören, wollen einige von ihnen nun die
Gelegenheit ergreifen, und sich mit Ihnen zu Gesprächen zusammensetzen, um
auf diesem Weg zu einem Raum für alle am Institut zu gelangen. Wir
begrüßen diese Solidarität und Pluralität der Ansätze innerhalb der
“Bewegung” und wünschen den betreffenden Personen viel Erfolg!

Herzlichst,

ein paar hixende *Hexis*