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Diese Zitate sind als Anregung gedacht, sie ersetzen nicht die tiefere Auseinandersetzung mit den entsprechenden (Kon-) Texten ...


- „Kapitalismus ist ein historisches Sozialsystem, dessen bestimmende Dynamik die endlose Akkumulation von Kapital ist. Der primäre Zweck von Produktion ist nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern die Vermehrung des Kapitals.“ (Parnreiter 2003: 20)


- „Kapitalistische Ökonomien zeichnen sich durch den inneren Zwang zur Akkumulation aus. Geld wird in die Produktion investiert, es werden Waren produziert und zwecks Erzielung eines höheren Geldbetrags verkauft. Es geht also, wie Marx es formulierte, um den Kreislauf Geld – Ware – mehr Geld (G – W – G´). Der Mehrwert, die Differenz von G und G´, wird im Produktionsprozess geschaffen, muss aber im Verkauf ebenfalls realisiert werden.“ (Becker u.a. 2007: 8)


- "[D]er Markt wird zum Organisationsmodell von Staat und Gesellschaft. Aber auch dem Individuum wird, zu Humankapital transformiert, Marktlogik eingeschrieben.“ (Michalitsch 2004: 163)


- „Neoliberalismus fordert einen neuen Menschen: flexibel und individualisiert, kommunikativ und international, genoptimiert und zukunftsgläubig, unternehmerisch und konkurrenzorientiert, aktiv und maximierend. Die neoklassische Wirtschaftstheorie hält seit über hundert Jahren das Modell bereit: den homo oeconomicus.“ (Michalitsch 2006: 14)


- „Die Domestizierung der Leidenschaften bildet die ideologische Basis des Kapitalismus, die Simulation der Leidenschaften letztlich ihre spezifische Form des neoliberalen Kapitalismus. Simulation verweist auf Warenförmigkeit der Leidenschaften, die dort produziert werden, wo sie einen Markt finden, wie auch Waren mit Emotionen ausgestattet sind. Eine Ordnung, die statt auf staatliche Regulation immer mehr auf den Markt und die Freiheit der Individuen in diesem Markt baut, bedarf, um Stabilität zu sichern, individueller Fügsamkeit." (Michalitsch 2006: 16)


- „Aus der geschlechtlichen Liebe wird die Ware des Sex, die Erotik wird zu jener des Pofits.“ (Michalitsch 2006: 48)


- „“Denkgifte“ von Spardebatten, Sozialmissbrauch oder Standortparolen sickern langsam ein, durchdringen das individuelle Bewusstsein und verallgemeinern sich. An Stelle wohlfahrtsstaatlicher Absicherung von Massenloyalität mit Sozialleistungen und Lohnerhöhungen tritt im Neoliberalismus zunehmend die ideologische Formierung des Einzelnen.“ (Michalitsch 2004: 146)


- „In emotionaler Hinsicht können Zusammenhänge von negativer Befindlichkeit und gesellschaftlichen Verhältnissen nicht hergestellt werden. Verunsicherung, Zukunftsangst, Gleichgültigkeit und Resignation sind die Folge und führen zur Rücknahme der Emotionen oder verstärkter Aggressivität, die sich im Sozialen als Ausgrenzung, Konkurrenz und Entsolidarisierung manifestieren.“ (Michalitsch 2004: 147)


- "Auf kognitiver Ebene produziert Neoliberalismus Einheitsdenken. Gestützt auf euphemistische Sprachformeln und Tabuisierung von Begriffen wie Klassenkampf, Profit, Machtverhältnis oder Kapital wird Denken zunehmend entdifferenziert, reale Widersprüche und gesellschaftliche Konflikte werden ausgeblendet. Damit wird Konkurrenz legitimiert und Handlungs- und Konfliktverzicht bestärkt." (Michalitsch 2004: 146)


- „Daß aus der Reflexion des von Leidenschaften getriebenen Menschen „wie er wirklich ist“ interessengeleitete, rationale Männlichkeit hervorgeht und „die Frau“ zum Abgespaltenen, zum Anderen, jenseits dieses modernen Entwurfes von Maskulinität oder – je nach Deutung – zur Leerstelle, zum Unbestimmten wird, bleibt ebenso wie das Private in der Moderne als Raum des Weiblichen installiert [...]." (Michalitsch 2006: 18)


- „Permanenten ökonomischen und politischen Anforderungen ausgesetzt, wird sie ["die" Wahrheit, Anm.] vorrangig unter Kontrolle einiger weniger großer politischer und ökonomischer Apparate wie Universität, Armee und Massenmedien produziert und verteilt, in Erziehungs- und Informationsapparaten zirkulierend verbreitet und konsumiert.“ (Michalitsch 2006: 25)


- „Kulturelle Determination, historische Gebundenheit, Interessengeleitetheit und Geschlechtlichkeit finden im Wahrheitsbegriff keinen Platz.“ (Michalitsch 2006: 40)


- „Im globalen Maßstab ist die Einkommensungleichheit deutlich angestiegen – gemessen am Gini-Koeffizienten von 0,65 im Jahr 1965 auf 0,68 im Jahr 1980 und 0,74 im Jahr 1990. Auch innerhalb von Regionen und einzelnen Ländern hat Ungleichheit zugenommen.“ (Becker u.a. 2007: 31f)


- „Wie Lenin, Hilferding und Luxemburg unisono bemerkten, waren das Kreditwesen und das Finanzkapital die Hauptdruckmittel des Raubes, Betrugs und Diebstahls. Börsengänge, Ponzi-Finanzierung, gezielte Entwertung durch Inflation, Neuaufteilung der Unternehmenswert durch Fusionen und Firmenübernahmen, die zunehmende Schuldenbelastung, die ganze Bevölkerungen sogar in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern in die Schuldknechtschaft treiben – von Betrügereien der Konzerne, der Enteignung von Vermögenswerten (die Angriffe der Rentenfonds und ihre Dezimierung durch Börsen- und Konzernzusammenbrüche) durch Kredit- und Aktienmanipulation ganz zu schweigen – all dies sind zentrale Merkmale des heutigen Kapitalismus.“ (Harvey 2004: 196f)


- „Durch die Herbeiführung einer Liquiditätskrise in ganz Südostasien trieben die Hedge-Funds profitable Unternehmen in den Ruin. Diese Unternehmen konnten dann zu Ramschpreisen durch überschüssiges Kapital in den Kernländern aufgekauft werden... .“ (Harvey 2004: 197)


- „Die Überführung von einst in Klassenkämpfen erzielten, allgemeinen Eigentumsrechten (das Recht auf eine staatliche Rente, auf Wohlfahrt oder auf staatliche Gesundheitsfürsorge) in privates Eigentum ist eine der schockierendsten Enteignungspolitiken, die im Namen der neoliberalen Orthodoxie verfolgt wird.“ (Harvey 2004: 197)


- „Eines erfährt der Klassenkampf stets an seinen Höhepunkten: Das Einzelkapital lässt sich schlagen; dahinter bleibt aber das theoretisch bloß „abgeleitete“ politische Machtsystem, das praktisch das schon geschlagene Kapital retten kann. Fiat war im Herbst 1969 am Ende, der italienische Staat noch lange nicht.“ (Agnoli 1995: 37)


- „Noch bevor das Produkt und die „Gewinne“ vom Kapital privatisiert werden, noch bevor also der Gebrauchswert zu einem bloßen Tauschwert reduziert wird, findet die Enteignung der Arbeitskraft und ihre Überführung in das Privateigentum der Unternehmer statt. Mit anderen Worten: Das Kapital ist an der eigenen Reproduktion und an der Wiedereinsetzbarkeit der Arbeitskraft zwar interessiert, aber es kümmert sich nicht um die Reproduktion der vereinzelten Arbeiter als konkrete Individuen.“ (Agnoli 1995: 39)


- „Die „Wirksamkeit“ des Staats bei der Kapitalreproduktion beschränkt sich nicht auf den bloßen Klassendienst, Leib (aller) und Eigentum (der Bourgeoisie) zu schützen. Ebenso sehr muß der Staat die wirklichen Bedingungen einer Reproduktion der Arbeitskraft „neben und außerhalb“ der unmittelbaren Verwertung besorgen.“ (Agnoli 1995: 35)


- „In der Koppelung von Verstaatlichung der Sozialisation und Vergesellschaftung der Arbeitskraft enthüllt sich die enge Beziehung von Staat und Kapitalakkumulation, nach deren Erfordernissen sich bekanntlich die Sozialisation gestaltet.“ (Agnoli 1995: 40)


- „Die Herren des Staates üben Macht über das Volk aus; und keine gesellschaftliche Herrschaft, die sich gegen die Herren der Ökonomie kehren könnte.“ (Agnoli 1995: 46)


- „Nicht hinter jeder Maßnahme des Staats steckt ein Verwertungsinteresse; noch äußert sich in jedem Gesetz der politische Wille irgendeiner Kapitalfraktion.“ (Agnoli 1995: 47)

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- "Die Eltern bereits "übertragen" ihre (früheren) Erfahrungen mit der Macht auf das Kind, "unbewusst" und ohne zu wissen, was sie tun, dass sie den Wirkungen der Macht unterliegend handeln. Und zwar nicht (nicht nur) der Macht der eigenen Eltern, sondern gerade derjenigen der Verhältnisse, ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen." (Bruder 2005: 638f)


- "Die Medien personifizieren die Macht, "psychologisieren" die Verhältnisse, die Maske mit dem Charakter verwechselnd, setzen sie die vermeintlichen "Gesetze" des Psychischen an die Stelle der gesellschaftlichen Gesetze, der Gesetze des Marktes, des Geldes, des Kapitals, verstecken die Macht hinter dem phantasmatischen Bild, das sie uns stattdessen bieten. Personifizierung der Macht ist eine Form, gesellschaftliche Macht nach dem Modell der [familialen, Anm.] Dyade als personale darzustellen." (Bruder 2005: 642)


- „Das Defizit an Lebensfreude, Entfremdung, lässt die Sehnsucht entstehen, aus dem Alltag auszubrechen, der Traum vom Abenteuer, das die Herrschenden versprechen.“ (Bruder 2005: 659f)


- „[G]efangen im imaginären Register (des Narzissmus) der Dyade verkennen wird das „Jenseits“ des gesellschaftlichen Zusammenhangs, in den wir eingebunden sind, der Struktur, in der wir einen vorgegebenen Platz einnehmen.“ (Bruder 2005: 659)


- „Die Krisenrhetorik begleitet seitdem [der "68er", Anm.] den unaufhaltsam erscheinenden Siegeszug des Kapitalismus. Gebetmühlenartig werden die zwei Phrasen des „Neoliberalismus“ gedroschen: „Erst wenn die Wirtschaft wieder wächst, läuft überhaupt etwas“ und: „Es werden harte und unpopuläre Maßnahmen ergriffen werden müssen, wenn wir wollen, dass unser Land wieder vorankommt“ - und das bei ständig und ins Unermessliche steigenden Gewinnen dieser Wirtschaft – die die Krisenrhetorik Lügen strafen. Aber das wird in Kauf genommen, denn alle wissen, es geht um eine andere „Krise“: um die „Krise der Gehorsamsbereitschaft“ (Bell), eine Krise der Zustimmung zur Macht." (Bruder 2005: 663)

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- “The (re)production of hegemony needs to be reproduced and retained daily – culturally, economically and politically – but may ultimately not need to be renewed completely because it has sedimented itself institutionally and structurally into rules (laws), labour divisions, institutions, “texts” in the broadest meaning of the term.” (Habermann 2005: 5)

- “Truth is to a large extent what dominant groups can make true.” (Habermann 2005: 4)

- “The [class, Anm.] difference is internalized and cannot simply be changed due to a voluntary act. Similarly it cannot simply be changed by an external change of someone´s position in society. [...] Although suddenly poor, the person doesn´t loose his internalized identity. (Habermann 2005: 10)


- “Without the rest the west would have been unable to consider and present itself as the climax of man´s history.” (Habermann 2005: 15)


- “The effects of the power struggles do not stop outside the body. The body is formed by its rhythm of work and its eating habits, the ideals of beauty and moral values.” (Habermann 2005: 18)


- “Economic criteria of competitiveness are extended for individuals. The success of neoliberal hegemony relies to a great extent in this process of de-solidarity: in cynicism, apathy and non-participation in social and political processes.” (Habermann 2005: 21)


- “Women can also get ahead these days. Though still responsible for reproductive tasks, they may delegate it to paid persons – mostly migrant women. Bridget Anderson in her inquiry on work and life migrant domestic workers points out an interesting phenomena: even women, just released of reproductive tasks themselves, are devaluing this kind of work. On this devaluation the employment of domestic workers is based. This hierarchical relation is perceived as “natural” by dint of ethnization [...].[...] in this way a gender conflict is transferred to the level of race and class.” (Habermann 2005: 22f)


- “Anti-racist or anti-sexist theory is [...] about overcoming these categories [“black / white”, “male / female” etc. Anm.] themselves. In the light of this awareness, a new feminist economics has to layout what alternative conceptions of subjects should underpin our theories. It is a paradoxical activity to resist the very same categories which constitute oneself. Neither radically free to create ourselves, nor simply determined tools or effects of an external power, we are forced to repeat our regulation conditions. How we repeat them is partly open. We each represent a chance to repeat them in a new articulated way – this is not simply an individual practice, but a political struggle.” (Habermann 2005: 25)

- "Ich will Revolutionen auslösen, Tyrannen stürzen, Zähne ausschlagen und Blut kosten. Ich will Konformisten in Zweifler verwandeln, die das Selbstverständliche hinterfragen und sich gegen jeden erheben, der ihnen den Lebensatem raubt. Ich will Feuersbrünste entfachen die ganze Weltbilder in Brand setzen, auf deren Asche die ehemals Verstoßenen den Tanz der Befreiten tanzen." -anonym (falls es einen Grund für die Löschung dieses Zitats gab, dann bitte ich über denselben informiert zu werden, ansonsten finde ich dieses Zitat sehr inspierierend)

Quellen:

Agnoli, Johannes (1995): Der Staat des Kapitals. Und weitere Schriften zur Kritik der Politik. Bd. 2 Gesammelte Schriften, Freiburg: Ça-Ira-Verlag.

Becker, Joachim u.a. (2007): Einleitung: Variationen kapitalistischer Entwicklung. In: ders. u.a.: Kapitalistische Entwicklung in Nord und Süd. Handel, Geld, Arbeit, Staat. Wien: Mandelbaum-Verlag, S. 7-62.

Bruder, Klaus-Jürgen (2005): Das Unbewusste, der Diskurs der Macht. In: Buchholz, Michael B. / Gödde, Günter (Hg.): Das Unbewusste in aktuellen Diskursen. Band 3. Gießen: Psychosozial-Verlag, S.

Habermann, Friederike (2005): Economic Man – Superstar. Identities, Hegemonies and Economic Theory. Paper presented at the International Association for Feminist Economics Conference, Oxford.

Harvey, David (2004): Die Geografie des „neuen“ Imperialismus: Akkumulation durch Enteignung. In: Zeller, Christian (Hg.): Die globale Enteignungsökonomie. Münster, S. 183-215.

Michalitsch, Gabriele (2004): Was ist Neoliberalismus? Genese und Anatomie einer Ideologie. In: Graf, Daniela / Kaser, Karl (Hg.): Vision Europa. Vom Nationalstaat zum europäischen Gemeinwesen, Wien: Cernin-Verlag, S. 17-52.

Michalitsch, Gabriele (2006): Die neoliberale Domestizierung des Subjekts. Von den Leidenschaften zum Kalkül. Frankfurt / New York: Campus-Verlag.

Parnreiter, Christoph (2003): Für eine „andere“ Globalisierung? Über Krisen im Kapitalismus und Globalisierung als Strategie. In: Faschingeder, Gerald (Hg. u. a.): Bewegung macht Geschichte. Globale Perspektiven für Gesellschaftsveränderung. Wien: Mandelbaum. S. 19–42.